Lange Finger - lange Gesichter

TRIER. Advent: Zeit des Gedränges auf Weihnachtsmärkten, der vollen Straßen und Geschäfte, des Geldausgebens. Die Bedingungen für Taschendiebe sind ideal. Die Zahl ihrer Delikte steigt in der Vorweihnachtszeit regelmäßig an. Die Beamten der "AG Straße" der Trierer Polizei sind daher verstärkt im Einsatz.

Dichtes Gedränge zwischen den Buden: Die Handtasche hängt lose über der Schulter der Frau, der Reißverschluss ist offen, das Portemonnaie hat sie nach dem Bezahlen an der Glühweintheke achtlos hinein geworfen. Ein junger Mann drängt sich vorbei. Ein kurzer Rempler, wie hunderte an diesem Abend. Ein kurzes "Entschuldigung" und schon ist er verschwunden - mit ihm die Geldbörse der Frau. Dass Bargeld, Führerschein, Ausweise und Geldkarte fehlen, merkt die Besucherin des Trierer Weihnachtsmarkts erst eine Stunde später. "Eigentlich war ich mir der Gefahr bewusst, aber irgendwie denkt man doch, dass schon nichts passiert", erzählt sie. "Delikte wie dieses haben deutschlandweit Hochkonjunktur in der Vorweihnachtszeit", sagt Karl-Heinz Jochem, Pressesprecher der Polizeiinspektion Trier. "Diebe, Trickdiebe und Räuber nutzen die Menschenmassen auf Weihnachtsmärkten, um mit geschickten Fingern Börsen aus Taschen zu angeln oder ganze Handtaschen an sich zu reißen und in der Menge zu verschwinden." Allein vom ersten Wochenende des Trierer Weihnachtsmarktes meldete die Trierer Polizei fünf Taschendiebstähle - alle ohne Täterhinweis. Bereits im November ging die Serie los: 27 Anzeigen wegen Taschendiebstahls gingen bei der Kripo Trier ein. Aber die Weihnachtszeit macht es Dieben nicht nur wegen des geschäftigen Gedränges einfach. "Betrüger nutzen die milde Stimmung der Leute aus und sammeln Spenden für nicht existente Hilfsorganisationen", sagt Klaus Schnarrbach, bei der Polizei Bitburg zuständig für Kriminalprävention. Die Polizei Trier setzt deshalb in der Vorweihnachszeit verstärkt Beamte der "AG Straße" ein. Die Arbeitsgemeinschaft ist vor wenigen Monaten gegründet worden, um in der Innenstadt und bei größeren Menschenansammlungen Streife zu gehen und präventiv und akut einzugreifen. "Zur Zeit sind ständig mehrere Beamte in Zivil und in Uniform auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs. Beobachten sie gefährliche Situationen, sind sie zur Stelle", sagt Karl-Heinz Jochem. Fällt den Polizisten etwa auf, dass jemand nach dem Bezahlen die Geldbörse auf den Verkaufstisch legt, um die Waren zu verstauen, sprechen die Beamten der "AG Straße" den Betreffenden an und machen ihn auf seinen Leichtsinn aufmerksam. Bei Diebstählen in der Vorweihnachtszeit lockt oft die fette Beute: Häufig nehmen gerade Senioren größere Mengen Bargeld mit zum Geschenkekauf in die Innenstadt. Nesteln sie dann im Portemonnaie herum, um aus einem Bündel einzelne Scheine zum Bezahlen herauszuziehen, präsentieren sie Dieben geradezu, was für ein lohnendes Opfer sie sind. UMFRAGE SEITE 10

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