Langenberg oder Brubacherhof? - Diskussion um zusätzlichen Wohnraum für Trier geht weiter

Trier · Brubacher Hof oder Langenberg bei Euren – eine dieser beiden etwa 23 Hektar großen Flächen soll für ein neues Baugebiet reserviert werden. 2500 Menschen könnten dort im Jahr 2030 leben. Wo, das ist auch nach der Bürgerversammlung in Euren offen.

 Diskussion erwünscht: Auch bei der Bürgerinformation in Euren zum Flächennutzungsplan stellt sich Baudezernent Andreas Ludwig den Fragen der Besucher.

Diskussion erwünscht: Auch bei der Bürgerinformation in Euren zum Flächennutzungsplan stellt sich Baudezernent Andreas Ludwig den Fragen der Besucher.

Foto: Rainer Neubert
Langenberg oder Brubacherhof? - Diskussion um zusätzlichen Wohnraum für Trier geht weiter
Foto: TV-Grafik

In der Grundschule Mariahof hatten Baudezernent Andreas Ludwig und seine Mitarbeiter vor einer Woche die Planungen für die potenziellen Entwicklungsgebiete Brubacher Hof und Langenberg vorgestellt. Die Gegenüberstellung der Eckdaten war von einer intensiven Diskussion begleitet . Nicht weniger Wortbeiträge gab es im Druckwerk Euren. Dort nutzten am Mittwochabend 50 Interessierte aus Euren und Zewen die Möglichkeit, sich erstmals intensiv mit einem möglichen Zusammenschluss ihrer Orte zu befassen.

Die Vorzeichen der Diskussion waren dennoch andere: Denn in Mariahof wäre die Ausweisung neuer Baugebiete vergleichsweise einfach, aber ein großer Teil der Bevölkerung ist dagegen. In Euren und Zewen hoffen Kommunalpolitiker und Anwohner auf zusätzliches Bauland. Aber die Verkehrserschließung, die Auswirkungen auf die Natur und die komplizierten Besitzverhältnisse entlang des sogenannten Promillewegs machen die Erschließung eines Entwicklungsgebiets Langenberg schwierig.

Verkehr: Durch die bereits gesetzten kleineren Erweiterungsgebiete bei Euren und Zewen wird zwar in beiden Stadtteilen zusätzlicher Verkehr entstehen. Eine eigene Zufahrt würde aber nur für ein Entwicklungsgebiet Langenberg mit etwa 2500 Bewohnern benötigt. Die einzige realistische Lösung sieht das Stadtplanungsamt in einer zehn Meter hohen Brücke über die Bahngleise, für die von der Eisenbahnstraße eine Rampe über die derzeitige Grünfläche neben dem ehemaligen Kasernengelände notwendig wäre. Zudem müssten wegen der Bahnstrecke entlang des Baugebietes hohe Lärmschutzwände gebaut werden.

Landwirtschaft:
Während die Stadt am Brubacher Hof mit 103 Besitzern verhandeln muss, sind es im Bereich Langenberg 1198 Grundstückseigentümer. Besonders relevant ist hier nach Aussage der Verwaltung zudem, dass für die großen Flächen der Baumschule Bösen derzeit keine Alternativen angeboten werden könnten. In Mariahof gibt es vor allem Diskussionen um Pferdeweiden.

Natur: Konsequenzen hätte ein Wohnbaugebiet Langenberg nicht nur für die Kleingärtner die aus ihren Parzellen am Waldrand kleine und große Wochenendidyllen gemacht haben. Vor allem auf die Pflanzen- und Tierwelt wären die Auswirkungen erheblich. Laut Standortbewertung liegen 20 Hektar des Planungsgebietes im Landschaftsschutzgebiet Meulenwald und Stadtwald. Anders als beim Brubacher Hof hätte ein Baugebiet Langenberg demnach auch unmittelbare Auswirkungen auf sensible Bereiche für streng geschützte Arten.

Realisierungschancen: Trotz aller Probleme und Schwierigkeiten hält das Stadtplanungsamt beide Projektgebiete für machbar. "Beide wären über eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme finanziell darstellbar", machte Baudezernent Ludwig am Mittwochabend klar. Die Stadt würde alle Grundstücke kaufen und das Baugebiet erschließen. Durch den Verkauf der Grundstücke sollen auch weitere Infrastrukturmaßnahmen finanziert werden. Ebenso wie in Mariahof geht es in Euren/Zewen dabei um Kita-Plätze, um einen Verbrauchermarkt und ähnliche Dinge, die in Zusammenhang mit einem solchen Baugebiet stehen.

Die vermutlich mehrere Millionen Euro teure Bahnüberführung bei Euren würde so bezahlt. Bei einer Entscheidung für das Wohngebiet Brubacher Hof könnten so Lärmschutzmaßnahmen für die Häuser in Heiligkreuz finanziert werden, die an den Zufahrtsstraßen nach Mariahof stehen.

Prognose:
In den Diskussionen über die beiden möglichen Wohnungsgebiete haben sowohl in Euren wie eine Woche zuvor in Mariahof einige Redner Zweifel an der Neutralität der Verwaltung geäußert. "Wir wollen Transparenz schaffen", versicherte Baudezernent Ludwig. "Es wird keine leichte Entscheidung, weder für die Verwaltung, die einen Vorschlag machen muss, noch für den Stadtrat. Es wäre aber eine Bankrotterklärung, keine Entscheidung zu treffen."

Extra: Flächennutzungsplan

Im Flächennutzungsplan 2030 legt die Stadtverwaltung fest, welche Flächen in den nächsten Jahrzehnten für eine Nutzung zum Beispiel für den Wohnungsbau, Gewerbeansiedlungen oder Freizeitangebote vorgesehen sind. Insgesamt 110 Hektar zusätzlich benötigt die Stadt nach Abstimmung mit den Landesbehörden für den Wohnungsbau. Um diese Zahl zu erreichen soll entweder bei Mariahof oder zwischen Euren und Zewen eine gut 23 Hektar große Fläche als Wohngebiet vorgemerkt werden. Beide Planflächen weisen Vor- und Nachteile auf.

Nach den Informationsveranstaltungen in Mariahof und Euren findet am Mittwoch, 14. Dezember, 19 Uhr, in der Europäischen Rechtsakademie eine Podiumsdiskussion statt. Der Stadtrat soll dann im ersten Quartal 2018 eine Entscheidung treffen.

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