Langer Donnerstag ade

Mit veränderten Öffnungszeiten wollen die Trierer Kaufhof-Warenhäuser "dem Einkaufsverhalten der Kunden Rechnung tragen". Sie verabschieden sich vom langen Donnerstag und öffnen stattdessen an "Brückentagen" sowie in Herbstferien und im Advent länger. Der Alleingang könnte Schule machen.

Trier. Wer heute kurz nach 19.30 Uhr in einem der Trierer Galeria-Kaufhof-Warenhäuser shoppen möchte, steht vor verschlossenen Türen. Den langen Donnerstag haben die beiden Filialen abgeschafft. "Als Konsequenz unserer Beobachtungen und aus betriebswirtschaftlichen Gründen", betont Jürgen Jacobs (47), Geschäftsführer der Galeria in der Fleischstraße. Die somit pro Woche eingesparten anderthalb Stunden Öffnungszeit werden völlig neu verteilt."Die anderen Großen werden nachziehen"

An den "Brückentagen" 2. und 23. Mai (Freitage nach Feiertagen), am 15. August (Mariä Himmelfahrt) sowie in den Herbstferien (6. bis 17. Oktober) und im Advent (24. November bis 23. Dezember) sind die "Kaufhöfe" bis 21 Uhr geöffnet. Bereits jetzt steht fest: Auch in den Osterferien 2009 gilt: montags bis freitags offen bis 21 Uhr. Jacobs: "Damit tragen wir dem tatsächlichen Einkaufsverhalten der Kunden Rechnung. Wir sind dann für sie da, wenn sie in der Stadt sind." Heißt im Klartext: Der bisherige "lange Donnerstag" hat abseits von Ferien und Advent die Erwartungen der Kaufhof-Verantwortlichen nicht erfüllt. Ausgenommen in Ferien: "Dann ist Frequenz auch in den Abendstunden da."Die Rückkehr zum Geschäftsschluss an "normalen Werktagen" um 19.30 Uhr ist vorerst ein Kaufhof-Alleingang. "Aber die anderen Waren- und großen Textilhäuser werden bald nachziehen", glaubt Jacobs, der auch Vorstandsmitglied der City-Initiative ist.Deren Vorsitzende Karin Kaltenkirchen (38) findet es "aus Kunden-Sicht bedauerlich, dass es jenseits von 18.30 Uhr keine einheitlichen Öffnungszeiten in Trier gibt", zeigt aber Verständnis für die Signale aus der Fleisch- und Simeonstraße: "Jedes Unternehmen muss sehen, wie es wirtschaftlich am besten klarkommt".Das gilt auch in eigener Sache: Das von Karin Kaltenkirchen geleitete Modehaus Marx hat sich bereits Ende 2007 vom langen Donnerstag verabschiedet: "Das hat sich unter dem Strich nicht rentiert." Meinung Totgesagte sterben schneller Nicht plötzlich und noch weniger unerwartet ist er gestorben, der lange Donnerstag. Anfang 2007 sah das noch ganz anders aus. Der Patient wurde hoffnungsvoll als "Trierer Abend" aus der Retorte gehoben. Weit in die Großregion sollte er ausstrahlen und signalisieren: "Trier pulsiert am Donnerstagabend. Geschäfte, Museen, Behörden, Service-Einrichtungen - alles offen." Dann erkrankte das Kind (vornehmlich der großen Waren- und Bekleidungshäuser) an Schwindsucht. Immer weniger Händler wollten bis 21.30 oder 21 Uhr öffnen; Behörden und Museen sowie ein Heer von Skeptikern ("Totgeburt") hatten gar nicht erst mitgezogen. So ist er dahingeschieden, der "Trierer Abend" - und kaum jemand bemerkt es, weil er mangels einer gemeinsamen Linie tatsächlich nie so richtig aus den Startlöchern gekommen war. Nun starten die Kaufhöfe im Alleingang ein neues Experiment nach dem Motto: "Dann länger öffnen, wenn tatsächlich Kundenfrequenz da ist." Klingt plausibel und unter der Berücksichtigung der Resonanz von 2007 mehr erfolgversprechend als ein 50-mal jährlich bis zum bitteren Ende durchgezogener "langer Donnerstag", der überwiegend lange Gesichter produziert hat. r.morgen@volksfreund.de

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