Lara Croft wacht über Dick und Doof

ZEWEN. Wer dieser Tage auf der Bundesstraße 49, von Igel kommend, in Richtung Trier fährt, wird am Ortsausgang von Zewen möglicherweise dem Irrtum verfallen, einem Wachsfigurenkabinett zu begegnen. Doch die bunte Heerschar, die dort am Straßenrand in einer Wiese lagert und auf Käufer wartet, ist aus Alabaster - und handgefertigt.

Ganz vorne am Gehsteig sitzen Opa und Oma auf einer Bank und sehen den Autokolonnen zu, die Luxemburgs Zapfsäulen entgegen streben. Hinter den beiden lachen sich Stan Laurel und Oliver Hardy ins Fäustchen. Ob Dick und Doof wohl eine Maus in Omas Haarknoten deponiert haben? Über der kleinen Szene wacht Lara Croft, ihre beiden Pistolen griffbereit.Die Familie sorgt für Nachschub

Etwas abseits lehnt Charlie Chaplin lässig an einer Laterne, den Blick auf die Freiheits-Statue gerichtet. Außerdem tummeln sich auf der Wiese noch Zwerge, Windmühlen, Blumenschalen und jede Menge Tiere, von der Schildkröte bis zum Bernhardiner. Schöpfer der Figuren sind Elisabeth und Jakob Lorse, die für ein paar Wochen in Trier Station gemacht haben. Neun Monate des Jahres zieht das Ehepaar aus Mönchengladbach mit seinem Wohnwagen durch ganz Deutschland. Währenddessen sitzt die Familie zu Hause in der Werkstatt und sorgt für Nachschub. Wie sie auf die Idee kam, lebensgroße Figuren aus Alabaster herzustellen? Sie habe sich vor etwa 15 Jahren ein paar Exemplare aus dem Urlaub mitgebracht, erzählt Elisabeth Lorse. "Da waren die Leute so begeistert, dass wir angefangen haben, die Figuren zu verkaufen." Irgendwann habe sie sich dann an die Herstellung gewagt. Es sei anfangs ziemlich mühsam und kostenaufwändig gewesen, bis sie die erste Figur gegossen habe, die zum Verkauf geeignet war, erinnert sich Lorse. "Die Leute haben meist keine Vorstellung davon, welche Arbeit hinter den Figuren steckt", sagt sie. Bis zu drei Monate vergehen, bis die 54-Jährige aus einer Idee für eine neue Figur das erste Exemplar gemacht hat: Zunächst sucht sie im Internet und Zeitschriften nach Bildern, nach denen sie ein Gipsmodell herstellt. Nach dieser Vorlage fertigt sie anschließend eine Form, in der die Alabaster-Figuren später gegossen werden. Was dann noch fehlt, ist die Bemalung. Im Laufe der Jahre habe sich das Geschäft "langsam entwickelt", sagt Lorse. Da sie mit der Produktion kaum mehr nachgekommen sei, hätten nach und nach immer mehr Familienmitglieder mitgearbeitet: Eltern, Geschwister, Kinder, Schwiegerkinder. Mittlerweile arbeiten sie zu acht in der Werkstatt oder touren in drei "Verkaufskolonnen" durch die Republik.Im Großen und Ganzen zufrieden

Doch nun spüren auch die Lorses die schwierige wirtschaftliche Lage: Das Geschäft laufe etwas schleppender in letzter Zeit, sagt Elisabeth Lorse. Die Leute überlegten heutzutage genauer, ob sie eine der Figuren, die zwischen 15 und 900 Euro kosten, wirklich brauchen. "Aber im Großen und Ganzen sind wir noch zufrieden", meint sie. Noch ein paar Tage will sie in Trier bleiben. Die neueste Kreation der Lorses sind übrigens Drachen, die eine Lampe halten. Ihre ersten Figuren waren Oma und Opa auf der Bank sowie Dick und Doof - und die treiben nach wie vor ihren Schabernack an der Bundesstraße 49.

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