Lauschiges Plätzchen im Garten

TRIER-WEST. Ein bisschen verwunschen sieht der kleine Garten aus, lugt man von der Straße aus über den neu gezimmerten Zaun. Vorne schlängelt sich eine schwarz-weiß gefleckte Schlange aus Stein über den Boden, hinten steht unter Fliederbäumen ein mit Rosen bemalter Thron. Eine kleine Sitzgruppe aus roh behauenen Baumstämmen lädt zum Verweilen ein.

Nur die Häuser-Ruine, die unmittelbar an den Garten grenzt, macht deutlich, wo sich der Zaungast befindet. Denn das neue Schmuckstück, dass in den vergangenen Monaten entstanden ist, liegt im Schatten des Hauses Irminenwingert 7, das zusehends verfällt. Dennoch, der angrenzende Hof hat sich stark verändert, Müll und Unrat sind entfernt, Unkraut und Wildwuchs wurde zu Leibe gerückt. Engagement der Anwohner

"Ich sitze zwar zum ersten Mal hier, aber das ist so toll", sagt Sina Hermesdorf (7). "Ja, vorher war hier so viel Durcheinander, jetzt ist es sehr schön", fügt ihre Freundin Jelena Rigoni (6) hinzu. Die beiden Mädchen haben sich gleich den Thron als ihren erklärten neuen Lieblingsplatz gesichert. Dass die Kinder dort nun gefahrlos spielen können, ist das Ergebnis eines Projektes, das über das Programm "Lokales Kapital für soziale Zwecke" (LOS) aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert wurde. Projektleiterin Dagmar Bourozzadeh vom Dechant-Engel-Haus hatte Unterstützung von Künstlerin Linde Andersen und Mitarbeitern der HVS (Haus- Verwaltungs- und Sanierungs GmbH), die in Trier-Nord beheimatet ist und durch ihre soziale Ausrichtung prädestiniert für die Beteiligung an der Projektdurchführung. Die "Aktivierung der Bewohner", so HVS-Geschäftsführer Jörg Haverkamp, sei wichtiger Bestandteil des Projektes gewesen. Die Gestaltung der Hauseingänge und Treppenhäuser ist der Herrichtung des Gartens vorangegangen, rund 15 Anwohner beteiligten sich. Wichtig sei es gewesen, dass Veränderungen für die Bewohner sofort sichtbar seien und durch die eigene Beteiligung Destruktion und Vandalismus vermieden werden könnten. Ziel des Projektes war auch, den zum Teil arbeitslosen Hausbewohnern durch die Arbeit eine Qualifizierung im handwerklich-gestalterischen Bereich zu bieten. Interesse sei bei Bewohnern vorhanden, sich als Paten künftig um den Außenbereich zu kümmern. Die vergangenen Monate seien "eine schöne Bestätigung, dass das Konzept vernünftig war und das, das hier entstanden ist, angenommen und akzeptiert wird", freut sich Künstlerin Linde Andersen, die in der gleichen Straße auf der gegenüberliegenden Seite lebt. Sina, die in Euren wohnt, will jetzt noch öfter ihre Freundin Jelena besuchen. "Prinzessin spielen wir dann", sagen die beiden Mädchen und nehmen Platz auf ihrem Thron unter den Fliederbäumen.

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