Leben, wirken, arbeiten

TRIER. Die Motivation ist unterschiedlich, die Ausbildung gemeinsam, die Erfahrung individuell. Drei junge Menschen aus der Region haben in Afrika und Südamerika im Sozialdienst gearbeitet. Der Verein "Soziale Friedensdienste im Ausland Bistum Trier" (Sofia) bot ihnen die Gelegenheit dazu.

 Von der Offenheit und Herzlichkeit begeistert: Während ihres Aufenthalts in Ghana hat die 29-jährige Rita Moseler (zweite von links) gelernt, dass man auch ohne viel Materielles sehr zufrieden sein kann.Foto: privat

Von der Offenheit und Herzlichkeit begeistert: Während ihres Aufenthalts in Ghana hat die 29-jährige Rita Moseler (zweite von links) gelernt, dass man auch ohne viel Materielles sehr zufrieden sein kann.Foto: privat

RitaMoseler (29), Erzieherin an der Kindertagesstätte in Pluwig, derTheologiestudent Eric Petrini (21) aus Trier St. Matthias und derPsychologiestudent Rafael Stoll (22) aus Kell haben etwasgemeinsam. Sie kamen als veränderte Menschen aus dem Auslandzurück. Mit Erinnerungen, die ihnen keiner nehmen kann und mitErfahrungen, die ihr Leben prägen werden. Alle drei haben aneinem Sofia-Projekt teilgenommen. Es ist kein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Alles ist genau geplant. Ein trilateraler Vertrag zwischen Sofia, einer Organisation im Gastland und den Freiwilligen regelt Ort, Zeit und Vorbereitung des sozialen Friedensdienstes. Für 13 Monate verpflichten sich die Freiwilligen. Den ersten Monat verbringen die Teilnehmer für Ausbildung und Vorbereitung in Deutschland.

"Ich hatte das Bedürfnis mein persönliches Umfeld zu verändern und andere Kulturen kennen zu lernen. Per Zufall hörte ich im Radio etwas über Sofia", erinnert sich Rita Moseler. Nach Kontakten mit den Weißen Schwestern und dem Afrika-Missionar Thomas Schwiedessen stand bald Ghana als Einsatzland fest. Für die Erzieherin war das 56-Häuser-Dorf Gumo im Norden des Landes für ein Jahr ihre Heimat. "Ich hatte die Aufgabe, in einer Vorschule die Ausbildung der Dorfkinder zwischen drei und sechs Jahren zu verbessern", erzählt sie. Verständigungsprobleme hatte sie nicht. "Mit Händen und Füssen ging das ganz gut. Die Kinder können jetzt auch Plumpsack auf deutsch", gesteht Rita schmunzelnd.

Zusätzlich hat sie Kinder in einem Haus für Halbwaise betreut. Für Rafael Stoll und Eric Petrini war der bevorstehende Zivildienst die Triebfeder für den Einsatz bei Sofia. Beide haben über den Trierischen Volksfreund von der Möglichkeit erfahren. Rafael lebte ein Jahr in der ärmsten Stadt Boliviens, in der Bergarbeiter- und Minenstadt Potosí.

Die Stelle bekam er über die Bolivienpartnerschaft "Eine Weltkirche" durch das Bistum Trier vermittelt. Der 22-Jährige arbeitete in einem Projekt von Terre des Hommes, das zum Ziel hat, die "arbeitenden Kinder" zu organisieren, ihre Bedingungen und ihre Rechte zu verbessern. "Es waren keine Streuner auf der Straße zu sehen, die Kinder arbeiteten als Schuhputzer oder Busausrufer. 80 Prozent der Kinder besuchen die Schule, das ist in dieser Situation sehr viel", so beschreibt Rafael die Situation in der 4000 Meter hoch gelegenen Andenstadt. "Kinderarbeit kann man dort nicht abschaffen." Arm aber ordentlich, der bescheidene finanzielle Erfolg der Kinder ist Motivation für alle. Deshalb will Terre des Hommes das Projekt auch auf Erwachsene ausdehnen.

Eric hatte schon Erfahrungen in der sozialen Arbeit im Mergener Hof gesammelt. Durch den Kontakt zum Trierer Bistumspfarrer Herbert Latz, der schon seit 1965 in Bolivien wirkt, kam er in ein Dorf, zwölf Kilometer entfernt von der Dreimillionenstadt Santa Cruz und unterstützte dort die Pfarrei. "Ich habe dort gelebt, gewirkt und gearbeitet." So beschreibt der 21-jährige Theologiestudent seine Aufgaben, die von der Vorbereitung der Gottesdienste bis zu sportlichen Aktionen mit Jugendlichen reichten. Trotz sehr unterschiedlicher Erfahrungen sind sich die drei Freiwilligen in einem einig: Alle haben Freunde fürs Leben gewonnen und wollen noch in diesem Jahr ihre kurzzeitigen Heimatländer wieder besuchen. Eric wird im Rahmen seines Theologiestudiums im September ein Praktikum in Bolivien machen. Rita ist ebenfalls mit einer anderen Einstellung zurückgekommen: "Ich sehe jetzt, mit wie wenig man auskommen und trotzdem zufrieden sein kann." Rafael war mit wenig Illusionen nach Bolivien gegangen und kam mit der festen Absicht zurück, auch in Deutschland etwas im sozialen Bereich zu bewegen.

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