Lebensabend im Herzen der Stadt

TRIER. Seit Jahren geplant, soll im Oktober der Startschuss für das Großprojekt fallen: Auf dem Gelände des Josefstiftes in der Innenstadt wird in zweijähriger Bauphase ein Alten- und Pflegeheim mit 100 Plätzen entstehen.

Meterhohes Gras und Gebüsch wuchert im südlichen Teil der Parkanlage des St. Josefstift. Baumschnitt rottet vor sich hin, in fünf abgetrennten Gemüsebeeten wachsen ein paar Kräuter. Wo einst noch fleißig Gartenarbeit gemacht wurde, direkt angrenzend an die ehemaligen Schweineställe des Stifts, sprießt und wächst es. Doch mit der Wildnis mitten in der Stadt wird es ab Oktober ein Ende haben. Auf dem von den Barmherzigen Brüdern gepachteten Teil des Parks entsteht ein modernes Alten- und Pflegeheim mit 100 Pflegeplätzen, davon 19 Plätze für demenzkranke Menschen. Der Neubau, für den schon 1999 ein Konzept vorlag, soll das bereits bestehende Heim mit seinen 60 Plätzen ersetzen.Naturdenkmäler werden verschont

Dafür werden ein ehemaliges Wohnheim der Schwestern und die Ställe abgerissen, die teilweise als Naturdenkmal geschützten Bäume im Park werden nicht angerührt. Der Eingang des von der Trierer Planungsgesellschaft Röder entworfenen Gebäudes wird an der Bruchhausenstraße liegen. Der Spielplatz an der Bruchhausenstraße, auf dem die Spielgeräte bereits vor Monaten abgebaut wurden, weicht einem Parkplatz mit zwölf Stellplätzen. Der dreigeschossige Neubau mit 93 Zimmern, begrüntem Innenhof, Dachterasse und einem öffentlichen Café muss auf Stelzen gebaut werden. Aber nicht etwa, weil dort römische Überreste vermutet werden. "Das Baugutachten hat ergeben, dass hier zu Römerzeiten und bis vor einigen Jahrhunderten ein Sumpfgebiet war", erklärt Günter Mosen, Geschäftsführer des Barmherzigen Brüder Trier e. V. Die Barmherzigen Brüder, die seit 1997 die Geschäfte für den Orden der Josefschwestern führen, übernehmen die Bau- und Betriebsträgerschaft für das neue Heim. Acht Millionen Euro sind veranschlagt, die Ausschreibung erfolgt in den kommenden Wochen.Alles auf Kosten der "Brüder"

Die lange nicht geklärte Finanzierung, so Mosen, sei der Grund für den verzögerten Baustart. "Das Haus wird komplett von uns finanziert, Land und Stadt haben keine Zuschüsse gewährt." Dies, erklärt Triers Sozialdezernent Georg Bernarding, sei mit der geänderten Gesetzeslage in Rheinland-Pfalz zu erklären: Während der Alten- und Pflegeheimbau früher zu gleichen Teilen von Stadt und Land finanziell unterstützt werden konnte, werden seit vergangenem Jahr die Investitionskosten als Pauschale im Pflegesatz eingerechnet. "Da wir die Pflegesätze ja mitfinanzieren, außer bei den Selbstzahlern, bleiben das letztendlich unsere Investitionskosten." Mosen rechnet damit, dass die Investitionskosten mittels der Umlage auf die Bewohner innerhalb von 25 Jahren getilgt werden. Im laufenden Betrieb sollen Kosteneinsparungen und Synergieeffekte durch die Kooperation mit dem Brüderkrankenhaus genutzt werden. So soll die Verwaltung und die gesamte Essensversorgung des Alten- und Pflegeheims im Brüderkrankenhaus abgewickelt werden. Auch werde das Pflegepersonal des bestehenden Heims übernommen und auf 52 Vollkraftstellen aufgestockt. "Das Gebäude ist nach den neuesten Erkenntnissen gebaut. Nicht nur die Bewohner können dort individueller betreut werden, auch das Personal kann effizienter arbeiten", sagt Daniel Knopp, Heim- und Pflegedienstleiter.Pflegedienste sollen zertifiziert werden

Geschäftsführer Mosen plant unterdessen, die Qualität der Pflegedienste zertifizieren zu lassen. Und natürlich habe in einem Heim der Barmherzigen Brüder auch die christliche Grundhaltung und die Seelsorge höchsten Stellenwert. Eine Kapelle ist Teil des Neubaus. Außerdem werden aus der Kirche am St. Josefstift per Lautsprecher die Gottesdienste in die Zimmer der Bewohner übertragen.

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