Ledig, jung, sucht verzweifelt...

TRIER. Die Uni bricht im kommenden Wintersemester alle Rekorde. Mehr Studenten denn je werden in Trier erwartet. Auf dem ohnehin bereits engen Wohnungsmarkt drohen dramatische Verhältnisse. Das Studierendenwerk bittet um Mithilfe.

Thilo aus Bad Bergzabern ist verzweifelt. Er möchte ab Oktober Politikwissenschaften und Germanistik an der Uni Trier studieren. Etliche Anläufe, eine günstige und verkehrstechnisch gut gelegene Wohnung zu finden, hat er bereits hinter sich - bisher ohne Erfolg. "Am Frustrierendsten ist es, wenn die Leute, die Wohnungen oder Zimmer anbieten, nicht wie versprochen zurückrufen. Und mir rennt die Zeit davon. Dass es so schwierig werden würde, hätte ich wirklich nicht gedacht." Etwa 14 000 wollen ihr Studium beginnen

In Trier haben sich zum Wintersemester 2006/2007 bis zu 14 000 Studienanfänger um ein Studium beworben. Obwohl aufgrund des Numerus Clausus (NC) nicht alle Bewerber ein Studium in Trier beginnen können, wird der Ansturm wesentlich größer ausfallen als in den Vorjahren - unter anderem deshalb, weil viele Bundesländer Studiengebühren einführen, was die weiterhin kostenlosen Unis in Rheinland-Pfalz besonders attraktiv macht. Wartezeit fürs Wohnheim: bis zu 20 Monaten

Sämtliche Wohnanlagen des Studierendenwerks mit insgesamt 1488 Wohneinheiten sind bereits belegt. Die Wartezeit für ein solches Zimmer beträgt inzwischen bis zu 20 Monaten. Andreas Wagner vom Studierendenwerk Trier erklärt sich den großen Ansturm aber nicht nur durch die von anderen Bundesländern bereits erhobenen Studiengebühren. "Viele Studenten werden einfach durch die ZVS zu spät zugeteilt. Die haben es dann besonders schwer, noch eine Bleibe zu finden. Manche kommen direkt vom Bahnhof mit ihrem Seesack hier an und wollen ein Zimmer." Das Studierendenwerk betreibt Zimmervermittlungsstellen an den Hochschulstandorten Schneidershof und Tarforst. Dort erhalten Studierende kostenlos Wohnungsangebote von privaten Vermietern. "Hilferuf hat 2005 super funktioniert"

Doch mit den aktuell vorliegenden Angeboten wird man den Bedarf nicht decken können - "obwohl sich viele Studenten schon selbst über das Internet ein Zimmer zu organisieren versuchen", wie Anni Rodermund von der Vermittlungsstelle sagt. "Vergangenes Jahr haben wir einen Hilferuf gestartet und die Trierer Bürger gebeten, uns noch vorhandenen Wohnraum zu melden. Das hat super funktioniert." "Zahlen pünktlich und sind freundlich"

Albert Willms (Name geändert) aus Kürenz bietet über die Vermittlungsstelle seit Jahren Zimmer für Studenten an. "Am Anfang war ich ja sehr misstrauisch. Ich dachte, ich würde mein Geld nicht bekommen." Aber besonders von den Studenten aus Rumänien und Bulgarien ist er sehr positiv überrascht. "Sie zahlen pünktlich, sind freundlich und hilfsbereit."Letzter Versuch: Anzeige schalten

Auch in diesem Jahr appelliert das Studierendenwerk gemeinsam mit den Hochschulleitungen von Uni und FH an alle Vermieter in Trier und Umland, Zimmer für Studierende zur Verfügung zu stellen. Thilo hat bis heute kein Glück gehabt. Er hat eine Anzeige geschaltet, die seine Verzweiflung deutlich zum Ausdruck bringt: "Wenn ihr verhindern wollt, dass ich den kalten Winter unter einer Brücke verbringen muss, dann wäre es toll, wenn ihr euch einfach bei mir meldet!" Kontaktstelle: Private Zimmervermittlung, Telefon: 0651/201-3550, Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 12 Uhr.

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