Lego-Lehrer und Flaschenhälse

Die Ausbildung zum Lehrer wurde in den letzten Jahren grundsätzlich neu gestaltet. Über die Folgen der Reform wurde auf Einladung des "Bernhard-Vogel-Kreises" diskutiert - mit geteilten Meinungen.

Trier. (fgg) 2003 wurde das Reformkonzept zur Lehrerausbildung vom rheinland-pfälzischen Ministerrat beschlossen. Es regelt die Neuausrichtung der Ausbildung vor dem Hintergrund des "Bologna-Prozesses", der die europaweite Umstellung auf einheitliche Studienabschlüsse fordert. Unter dem Titel "Quo vadis Lehramtsstudiengänge und Weiterbildung" hatte der Trierer Bernhard-Vogel-Kreis zur Podiumsdiskussion in den Hörsaal 8 der Universität geladen, um über die sich mittlerweile abzeichnenden Folgen der Mammutreform zu diskutieren, die den Weg ins Lehrerzimmer grundsätzlich neu strukturiert. Nach der Begrüßung durch Ignaz Bender, den Vorsitzenden des Kreises und Ex-Kanzler der Universität, brachten die Podiumsteilnehmer ihre Sicht der Dinge vor. Den Anfang machte Hermann Saterdag. Der war als Regierungsbeauftragter für die Reform der Lehrerausbildung federführend und umriss nochmals die grundlegenden Änderungen: Man habe das Studium "stärker an der Praxis ausrichten wollen", so Saterdag. Es besteht jetzt aus dem fächerübergreifenden, sechssemestrigen Studiengang "Bachelor of Education", der aber ab dem fünften Semester einen fachspezifischen Schwerpunkt bekommt. Darauf bauen verschiedene lehramtsspezifische Masterstudiengänge auf. Saterdag verteidigte das Modell: Gerade die deutlich erhöhten Praxiszeiten während des Studiums würden die Studenten besser auf ihre Tätigkeit vorbereiten. Helga Schnabel-Schüle, Leiterin des Trierer Zentrums für Lehrerbildung (ZFL), stimmte dem grundsätzlich zu. Auch die Umsetzung der Reform innerhalb der ausbildenden Stellen gehe voran.Auch Walter Kuhfuß, der ehemalige Leiter des Studienseminars für das Lehramt an Gymnasien in Trier, sah in den deutlich längeren Praktikumszeiten einen entscheidenden Vorteil. Zudem hätten die längeren Praktika jetzt auch ihr eigenes Curriculum. Dies wirke dem Problem entgegen, dass die Modularisierung der Ausbildung "Lego-Lehrer" erzeuge, bei denen "seriell zergliederte Kompetenzen" nicht zu einem Ganzen zusammenkämen.Malte Blümke als stellvertretender Vorsitzender des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz übte harsche Kritik an den Reformen: Er stellte immanente Systemfehler fest ("Der Bachelor kann nicht der Einstieg ins Berufsleben sein"), und dass es gravierende Probleme in der Übergangsphase gebe: Die Studienseminare, Hochschulen und Schulen sollten zusammenarbeiten, doch die Fachleiter seien längst"überfordert durch die explosionsartige Vermehrung von Aufgaben".Aus den Beiträgen des Forums stach eine Wortmeldung besonders heraus: Eine Studentin schilderte ihre bisher erfolglose Suche nach einem Refendariatsplatz. Selbst mit einer Prüfungsnote von 1,4 sei sie bisher abgelehnt worden. Der Bewerbungsmarathon um ein Refendariat gestalte sich im Studium vieler Kommilitonen zu einem "Flaschenhals", der das Studium unnötig in die Länge ziehe und die Studenten Zeit und Nerven koste.Moderiert wurde die Veranstaltung durch Jutta Albrecht.

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