Lehrling, Geselle, Meister: "Den Dreiklang stärken"

TRIER-PFALZEL. (mew) Gestern kam der Nikolaus, heute stehen Oberbürgermeister, Wirtschaftsdezernentin und Handwerkskammerpräsident vor der Tür. Zumindest in drei Unternehmen in Pfalzel.

 "Wir wollen Einblicke gewinnen", lautet das Motto von Oberbürgermeister Helmut Schröer. Dazu begutachten Christiane Horsch, Rudi Müller, Carmen Kirsten und Schröer (von links) die Arbeiten von Schreinermeister Otmar Kirsten (Zweiter von links).TV-Foto: Melanie Wollscheid

"Wir wollen Einblicke gewinnen", lautet das Motto von Oberbürgermeister Helmut Schröer. Dazu begutachten Christiane Horsch, Rudi Müller, Carmen Kirsten und Schröer (von links) die Arbeiten von Schreinermeister Otmar Kirsten (Zweiter von links).TV-Foto: Melanie Wollscheid

Anlässlich des alljährlichen Austauschs zwischen Politik und Handwerk hatte die Handwerkskammer eine Schreinerei, einen Elektro- sowie Kraftfahrzeug-Technik-Betrieb ausgesucht. Man war sich einig: die Wirtschaftsregion Trier blühe, vor allem im Bereich der klein- und mittelständischen Betriebe. "Gott segne das ehrbare Handwerk" prangt in großen Lettern auf dem Schild der Schreinerei. Genau dies könnte auch das Motto des Besuchskomitees sein, welches sich einen persönlichen Eindruck über die aktuelle Situation des handwerklichen Gewerbes in der Region macht. Liegt es am herannahenden Weihnachtsfest, dass alle voll des Lobes sind? "Wir haben in der Region mit 5,2 Prozent eine hervorragende Arbeitslosenquote", schwärmt Oberbürgermeister Helmut Schröer. "Der Wirtschaft in Trier geht es richtig gut, wie man an der Gewerbesteuer sieht", bläst Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch ins gleiche optimistische Horn. Und der Mann aus der Praxis? Er hält sich zurück. Schreinermeister Otmar Kirsten könnte klagen, tut es aber nicht. Denn der Betrieb läuft gut, er bildet aus und hat gerade einen Praktikanten, der ein zukünftiger Azubi werden könnte. Bei allen drei besuchten Firmen spielt der liquide Nachbar Luxemburg eine wichtige Rolle. Sein Auftragsvolumen profitiert vom "Ländchen": über 35 Prozent seiner Aufträge erhält Kirsten von dort. "Die Region wächst auch wirtschaftlich immer mehr zusammen", ist sich Schröer sicher. Hans-Hermann Kocks, Hauptgeschäftsführer der HWK, berichtet von einer für 2007 geplanten Marketingkampagne (inklusives eines Internetportals), die die grenzüberschreitende Kooperation erleichtern und voranbringen soll. Doch die Nähe birgt auch Tücken. Der Trend der Abwanderung sei auch im Handwerk deutlich erkennbar: Viele Angestellte genießen die sehr gute Ausbildung in Deutschland, verlegen ihren Arbeitsplatz dann aber ob der steuerlichen Vorteile ins Großherzogtum. Dennoch scheint der Wirtschaftsstandort Trier zu blühen. "Statistisch gesehen liegen wir so gut wie seit sechs Jahren nicht, was sicherlich auch an dem Steuerbonus liegt, der auf Handwerksleistungen gewährt wird. Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag gegen die Schwarzarbeit", berichtet Hans-Hermann Kocks. Ein akutes Problem ist der Fachkräftemangel - vor allem im Elektrotechnik-Bereich. Fähige Mechatroniker scheinen nach wie vor Mangelware zu sein. Dem Problem versucht die HWK seit kurzem mit eigenen Bewerberzentren in Trier und Gerolstein Rechnung zu tragen. Ein genaues "Profiling" (Kocks) soll den Jugendlichen eine passgenaue Arbeitsstelle vermitteln. Dass ohne den Nachwuchs nichts geht, stellt auch HWK-Präsident Rudi Müller klar: "Es ist wichtig, den Nachwuchs zum Handwerk hinzuführen, sowohl in der Praxis als auch in der Theorie." Momentan komme im Handwerk auf zehn Angestellte ein einziger Azubi. "Der Dreiklang Lehrling, Geselle, Meister müsste man wieder stärken", sagt Kocks. Das Eingangs-Schild über das ehrbare Handwerk scheint in seinem Sinne.

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