Leinen los und auf zu neuen Ufern

Unter dem neuen Namen "com. guck" hat die bisher als "Projekt 54" und mit dem schon 41 Mal in ganz Rheinland-Pfalz gespielten "Love" bekanntgewordene integrative Theatergruppe der Lebenshilfe ein neues Theaterstück entwickelt. "MS Agathe - Leinen los", spielt auf einem Kreuzfahrtschiff und bereitet mit spritzigem Humor das Thema "Loslassen" auf. Premiere ist am kommenden Samstag in der Tufa.

Trier. Wenn ein Schiff in See sticht, heißt es "Leinen los", damit auch Abschied nehmen und zu neuen Ufern aufbrechen. Genau darum geht es im neuen Theaterstück "MS Agathe", einer szenischen Collage des Ensembles "com.guck" aus 22 Menschen mit Behinderungen, die in den Werkstätten der Lebenshilfe arbeiten.

"Das Thema hat viel mit ihrer persönlichen Situation des sich lösen und selbstständiger werden wollen zu tun", sagt Regisseurin Monika Kukawka. Zusammen mit ihrer Regiekollegin Geia Cartellieri hat sie die Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass die Beteiligten ihr Thema "Loslassen" aus der Improvisation heraus zu einem Stück entwickeln und sich je nach persönlichen Fähigkeiten einbringen konnten. Alle Rollenfiguren, Texte und Szenen sind von den Darstellern selbst erdacht. Mit spritzigem Humor, aber auch kritischen Untertönen verarbeiten sie darin eigene Erfahrungen. Ute Hamm zum Beispiel, die schon seit der Gründung der Gruppe 2000 dabei ist, spielt nicht von ungefähr eine britische Schriftstellerin - sie hat im wirklichen Leben schon einen Literaturpreis gewonnen (der TV berichtete).

Beim tragisch-komischen Zwist des Kapitäns mit seiner Mutter geht es um reale Konflikte zwischen Sehnsucht nach großer Freiheit und zu enger Bindung, und der "blinde Passagier" ist auch im wahren Leben blind. "Wir achten aber darauf, dass wir die Menschen nicht ausstellen", sagt die erfahrene Regisseurin, die auch in Luxemburg eine integrative Theatergruppe leitet. Deren jüngster großer Erfolg 2008 war die Koproduktion "Tutti Frutti" mit dem dortigen Nationaltheater.

Damit auch "MS Agathe" mit "com.guck" zum Erfolg wird, ist ein ganzes Jahr geprobt worden. Und auch sonst hat Monika Kukawka einige Hebel in Bewegung gesetzt. Mit ins Boot des Regieteams hat sie außer Cartellieri den ebenfalls aus Wittlich kommenden Sänger von "Mary Greenwood", Udo Bohn, geholt, der begeistert an der Musik zum Stück arbeitet. Das Bühnenbild aus raffinierten Spannelementen hat sie einem aus Trier stammenden Messebauer aus Darmstadt und die Liegstühle fürs Sonnendeck einer Sauna als Leihgaben entlockt. Für Licht und Ton sorgt die Tufa. Und dort wird am kommenden Wochenende zum ersten Mal "MS Agathe" mit ihrer bunten Schar von Passagieren, darunter auch ein spontan als "Kolumbus" integrierter Gastschüler aus Kolumbien, die Leinen lösen.

Premiere ist am Samstag, 5. September, um 20 Uhr im großen Saal. Weitere Vorstellung am Sonntag, 6. September, um 20 Uhr. Karten an der Abendkasse für 11 Euro.

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