Leseratte trifft tollen Hecht

TRIER. (kat) Es war ein vorweihnachtliches Geschenk: Die "Lion Compagnie" aus Saarbrücken begeisterte 400 Kinder mit einem russischen Volksmärchen in der Trierer Tuchfabrik.

Jemelja (Vincenzo Di Rosa) sitzt am liebsten auf einem alten Küchenofen und steckt seine Nase in ein Buch. Zum Leidwesen seiner faulen Tanten (Gabriele Bernstein und Meike Ruby), die das süße Nichtstun schätzen, es anderen aber nicht gönnen. Sie halsen der Leseratte immer mehr Arbeit auf. Doch zum Glück gibt es Märchen und Zufälle: Jemelja ist im richtigen Moment am richtigen Ort und rettet einem Hecht das Leben. Der ist kein gewöhnliches Meerestier, sondern eines mit Zauberkräften. Als Dankeschön verleiht er diese seinem Lebensretter. Fortan laufen Wassereimer, begleitet vom Gejauchze faszinierter Kinder, wie von selbst über die Bühne, und grimmige Geheimpolizisten brechen "auf des Hechtes Geheiß" in ansteckendes Gekicher aus. Die Zuschauer freuen sich mit Jemelia über seine nicht mehr abreißende Glückssträhne. Sogar der Zar lädt den Bauernjungen an seinen Hof ein, und mit Marja, der Nichte des Zaren, tritt die große Liebe in das Leben von Jemelja. Gabriele Bernstein, Meike Ruby und Vincenzo Di Rosa schlüpfen in tolle Kostüme und in viele Rollen. Sie singen und tanzen zu einer Musik, die ein Theaterstück lang verzaubert. So wie die Geschichte, die die kleinen Zuschauer in der Tufa an drei Tagen faszinierte. Denn, was dort auf der Bühne mit minimalistischen Requisiten geschah, war kleines fesselndes Theater, das viel zu geben hatte. Besonders erfreulich: Die Vorführung vermied den aufdringlichen pädagogischen Zeigefinger. "Wir wollen gute, aber keine pure Unterhaltung bieten, sondern behutsam Inhalte vermitteln und Bedenkenswertes darstellen", lautet das Credo der mobilen Lion Compagnie, die Regisseur und Autor Frank Lion 1982 in Saarbrücken gründete. "Marja und Jemelja" ist ein Musical für Kinder von fünf bis zwölf Jahren. "Es ist ein quietschvergnügtes Stück übers Lesen und über Besitzgier, über Standesgrenzen, und was sie uns überwinden lässt", sagt Lion. Die Kinder belohnten die "tollen Hechte" auf der Bühne am Ende mit viel Applaus.

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