Letzte Kasernen vor dem Aus

TRIER. Der Militärstandort Trier ist ein Auslaufmodell. Die gestern von Verteidigungsminister Peter Struck verkündeten strukturellen Veränderungen der Bundeswehr machen die beiden letzten Trierer Kasernen überflüssig. Als letzte große Bundeswehr-Einrichtung verbleibt nach 2010 demnach nur noch die Wehrtechnische Dienststelle.

Seit römische Soldaten anno 30 vor Christus ein Lager auf dem Petrisberg errichteten, zieht sich die Militärpräsenz wie ein roter Faden durch die Geschichte der ältesten Stadt Deutschlands. Nun zeichnet sich das Ende dieser mehr als zwei Jahrtausende währenden Ära ab. Die Pläne des Verteidigungsministeriums laufen auf eine Schließung der General-von-Seidel-Kaserne (Luxemburger Straße) und der Jägerkaserne (Eurener Straße) hinaus. Rund 1000 Dienstposten (Soldaten und Zivilbeschäftigte) zählt der Standort Trier derzeit, bis 2010 sollen es noch etwa 550 sein. Die Reduzierung will Struck im wesentlichen mit der Auflösung des Verteidigungsbezirkskommandos 42 sowie der Verlegung des Fernmeldebereichs 92 (Logo unten abgebildet) nach Daun erreichen. Weil die Luftwaffendienststelle "Zentrum Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme" ohnehin bereits vor der Verlegung an einen neuen Standort (geplant bis 2008) steht, wird die General-von-Seidel-Kaserne überflüssig. Einem Schicksal als Konversionsmasse sieht auch die Jägerkaserne nach der verkündeten Auflösung des Verteidigungsbezirkskommandos 42 entgegen. Da laut Strucks Plänen das ebenfalls in der Eurener Straße untergebrachte Kreiswehrersatzamt auf eine reine "Musterungskomponente" zurückgeführt werden soll, dürfte sich der Bund komplett von seinen Militär-Liegenschaften im westlichen Stadtteil trennen. Als letzte große Bundeswehr-Einrichtung verbleibt nach Lage der Dinge die Wehrtechnische Dienststelle für Kraftfahrzeuge und Panzer auf dem Grüneberg mit rund 500 (Zivil-) Beschäftigten. Konkrete Planungen dazu will Berlin im kommenden Frühjahr vorlegen. In Trierer Bundeswehr-Kreisen lösten die Vorhaben des Verteidigungsministeriums große Überraschung aus. Veränderungen dieses Ausmaßes waren offenbar selbst von Insidern nicht erwartet worden. Der Standortälteste, Oberst Claus Rosenbauer, stand für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung - er weilte außerhalb Triers. OB Helmut Schröer sprach von einer "Hiobsbotschaft ersten Ranges". Die Stadt könne ohne Hilfen von Bund und Land die strukturellen Auswirkungen eines Abzugs in dem angekündigten Umfang allein nicht verkraften. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster übte heftige Kritik an der Bundesregierung: "Mit dem Abzug der Bundeswehr geht das Ausbluten der Region weiter."

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