Letzte Ruhe zwischen Weinstöcken

TRITTENHEIM. Manchmal ist es ein Glücksfall, wenn man Dinge, die man einmal gefunden hat, nach längerer Zeit wieder findet. Diese Erfahrung machte jetzt auch die Gemeinde Trittenheim im Zuge der Flurbereinigungsarbeiten mit Steinsärgen im Gebiet der Weinlage "Trittenheimer Apotheke".

Schon 1920 hatten Arbeiter dort im Weinberg des Matthias Josef Clüsserath, wie ein Protokoll meldet, zwei spätrömische Steinsärge gefunden. Der Fundort wird als ein Platz "prachtvoll über der Mosel liegend, gegenüber dem Ort" beschrieben. Es wird berichtet, dass einer der beiden Särge bis auf eine eiserne Messerklinge leer war. Umso fündiger wurde man im zweiten Sarkophag, in dem sich ein reich bekleidetes Skelett und auch Grabbeigaben befanden - so auch drei Trichterhalsflaschen, von denen allerdings eine durch das Öffnen des Sargs zerstört wurde. Trotz gegenteiliger Anweisung aus Trier hatten die Arbeiter die Särge geöffnet. Sämtliche Funde aus den Ruhestätten wurden damals dem Museum geschenkt. Wohl aber äußerte der Archäologe Zweifel daran, ob die Arbeiter nicht, trotz gegenteiliger Beteuerung, einige Dinge entwendet hatten. So etwa zwei kleine Goldkreuze, die auf der Brust des Beigesetzten gelegen hatten, die aber nie aufgefunden wurden. Im Rahmen der Flurbereinigung, die man derzeit in Trittenheim vornimmt, erinnerte man sich der Sarkophage, die damals wieder verschüttet worden waren. Mit Hilfe von Karl-Josef Gilles vom Trierer Landesmuseum machte man sich auf die Suche nach den römischen Zeugnissen. Gilles im Gespräch mit dem TV: "Wir wussten nur ungefähr, wo die Särge zu finden sind. Heute wird ein solcher Ort genau vermessen und kartographiert. Damals wurden nur ungenaue Angaben über die Parzelle gemacht." Ein bisschen Glück war wohl mit im Spiel, als man jetzt in Piesport fündig wurde. Bürgermeister Helmut Ludwig: "Hätten die Särge nur zwei Meter tiefer im Berg gestanden, wären sie nicht gefunden worden, weil sie sich dann unter dem Weg befunden hätten." Ob sich die damals dem Museum übergebenen Inhalte der Särge noch in Trier befinden oder aber als Kriegsverluste angesehen werden müssen, konnte Gilles noch nicht sagen. Wohl aber lässt sich anhand der damals gemachten Fotos festlegen, dass die Grabstätte ungefähr aus dem Jahre 375 stammt. Die Bekleidung des Skeletts und auch der Fundort lassen darauf schließen, dass hier nicht irgendjemand beigesetzt worden ist. Gilles: "Die Fotos weisen aus, dass es sich um kostbaren Brokatstoff gehandelt hat, mit dem die Leiche bekleidet war. Auch die Goldkreuze deuten einen gewissen Wohlstand an. Dazu kommt noch die Beisetzungsstelle gut 50 Meter über der Mosel. Für irgendeinen Römer hätte man die schweren Sandsteinsarkophage sicher nicht hier hinauf transportiert." Ludwig sieht in dem Fund die historische Bedeutung der Weinlage "Trittenheimer Apotheke" bestätigt. Ludwig: "Wenn sich ein Römer hier beisetzen ließ, belegt das ganz klar, dass man sich auch damals schon über Wert dieses exquisiten Weinbergs im Klaren war. Die Apotheke ist eine der besten Lagen an der Mosel überhaupt. Offensichtlich wusste man dass vor 1600 Jahren auch schon." Einbettung in den Wanderweg

Jetzt geht es für die Gemeinde um die Frage, in welcher Form man den Fund für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Auf jeden Fall sollen die Steinsärge in den Wanderweg "Römersteig" eingebunden werden, der 2006 eröffnet wird. Es hängt vom jetzigen Besitzer der Parzelle ab, ob man die Särge an Ort und Stelle belässt, oder ob man sie woanders aufstellen muss. Außerdem - wie könnte es anders sein - muss auch über die Kosten der historischen Hinterlassenschaft nachgedacht werden. Ludwig: "Der Fundort muss gesichert und für die Touristen zugänglich gemacht werden. Alleine kann Trittenheim das nicht schultern. Da werden wir mit übergeordneten Stellen wie etwa dem Kulturamt in Bernkastel Gespräche führen müssen." Egal wie: Fest steht auf jeden Fall, dass Trittenheim und auch die Mittelmosel um eine bedeutende historische Attraktion reicher geworden sind.

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