Letztlich bleibt es eine Glaubensfrage

Trier · Ausstellung in Trier stellt neueste Erkenntnisse über das Grabtuch von Turin vor.

Trier (ten) Eine schöne Geschichte ist es nicht unbedingt, die dieses Stück Stoff erzählt. Ebenso wie auf dem Original in Turin sind auf der Nachbildung des Grabtuchs in der Jesuitenkirche die Abdrücke eines brutal gefolterten und gekreuzigten Mannes zu sehen. War es Jesus von Nazareth? Diese Frage schwebt über der Ausstellung. Gezeigt wird der fortdauernde Prozess einer wissenschaftlichen Annäherung an die Antwort.
Zweifel, Glauben, Belege und Gegenbelege - spätestens seit den Entdeckungen durch die erste Fotografie 1898 ist das Turiner Grabtuch ein Objekt widersprüchlicher Betrachtung. Endgültige Klärung verschaffen auch die Schautafeln und Objekte in der Jesuitenkirche nicht. Wollen sie aber auch gar nicht, meint die Kuratorin Bettina von Trott zu Stolz. Vielmehr sollen sie zum Nachdenken und für gläubige Menschen auch zur Besinnung anregen. Von Trott zu Stolz hat die Wanderausstellung "Wer ist der Mann auf dem Tuch? Eine Spurensuche" im Auftrag des Malteser-Hilfsdienstes konzipiert. An zahlreichen Orten in Deutschland und Österreich wurden bereits über 105 000 Besucher insgesamt gezählt, nun macht sie in Trier Station.
Auf einem Foto-Negativ des Totenabdrucks werden deutlich Konturen von Körper und Gesicht erkennbar. Wie diese präzisen Spuren ursprünglich in den Stoff gekommen sind, ist bisher nicht zu erklären. Zahlreiche Versuche, ein ähnliches Bild auf anderen Tüchern zu reproduzieren, sind in den vergangenen Jahrzehnten gescheitert. Durch die ungewöhnliche Genauigkeit des Abdrucks haben Forscher aber ein sehr exaktes Bild von den Todesumständen des Mannes rekonstruieren können. Es offenbart Einblicke in ein grausames Justizsystem. Sie decken sich mit den in der Bibel überlieferten Schilderungen von Jesu Hinrichtung durch die Römer.
Folterinstrumente wie die Geißel werden in der Ausstellung gezeigt und erklärt. Drei mal 39 tiefe Furchen haben die Schläge von drei mit Metallkugeln bewehrten Schnüren in den Körper des Toten gerissen.
Dornenkrone, Kreuzigung mit Nägeln durch Hände und Füße sowie der Lanzenstich in die Seite - all diese in der Bibel genannten Elemente sind auf dem Grabtuch zu erkennen. Auch die Zeit scheint zu passen. Untersucht wurden beispielsweise Blütenpollen, die am Stoff haften geblieben sind. Einige davon wurden auf das erste Jahrhundert nach Christi Geburt datiert, und sie gehören zu Pflanzen, die als typisch für die Region um Jerusalem klassifiziert wurden. Umstritten ist die Datierung des Grabtuchs weiterhin. Aktuell deuten allerdings viele Daten auf die Zeit Jesu hin.
Dass dieser selbst in dem Grabtuch bestattet wurde, wird sich dadurch jedoch kaum beweisen lassen. Schließlich waren Kreuzigungen im Römischen Reich durchaus weit verbreitet. "Es werden viele Fragen aufgeworfen. Einige davon werden wir nur mit dem Glauben beantworten können", fasst Antonius Freiherr von Salis-Soglio als Diözesanleiter des Malteser-Hilfsdienstes Trier seine Sicht auf die Ausstellung zusammen.
Die Ausstellung "Wer ist der Mann auf dem Tuch? Eine Spurensuche" zum Grabtuch von Turin ist bis zum 28. Mai in der Jesuitenkirche, Jesuitenstraße 13, zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie an Wochenenden von 10 bis 17 Uhr. Führungen können unter der Telefonnummer 0651 / 1464811 oder per E-Mail an grabtuch@malteser-trier.de gebucht werden.

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