Licht und Schatten

Bei einer Tagung des Trierer Ruanda-Komitees wurde die politische, wirtschaftliche und soziale Lage des ostafrikanischen Partnerlandes von Rheinland-Pfalz erörtert.

Trier. (fgg) Unter dem Titel "Ruanda: Perspektiven oder Illusionen?" organisierte das Ruanda-Komitee Trier (RKT) im Gebäude der Kreisverwaltung eine Tagung. Nach der erfolgreichen Tagung im letzten Jahr, die die Hintergründe des Genozids 1994 und seine Auswirkungen auf die politische Entwicklung Ruandas zum Thema hatte, solle die Tagung dieses Jahr vor allem wirtschaftliche Aspekte beleuchten, sagte der RKT-Vorsitzende Berthold Hornetz. Ruandas Wirtschaftswachstum reiche mit fünf Prozent "an die weltweit erfolgreichsten Volkswirtschaften" heran, aber natürlich bedrohe die gegenwärtige Krise auch Ruanda, das zu 60 Prozent seines Haushaltes aus Gebermitteln finanziere. Die Unruhen im Ost-Kongo waren ebenso zentrales Thema der Tagung: Die "Eroberung rohstoffreicher Provinzen des Kongo durch ruandafreundliche Gruppen" bedeuteten auch eine Möglichkeit für Ruanda, vollständigen Zugriff auf den Kivu-See zu haben, führte Hornetz aus. Die Förderung des darin enthaltenen Methangases könnte Ruanda "zu einem Exporteur von elek trischer Energie in der Region werden lassen". Die vor allem für ein afrikanisches Land prinzipiell guten Rahmenbedingungen bezüglich Sicherheit, Infrastruktur, Bildung oder medizinischer Grundversorgung hob Professor Peter Molt in seinem Vortrag hervor. Ruanda besitze zudem eine schlagkräftige und diziplinierte Armee, Präsident Kagame gilt als einer der renommiertesten Politiker Afrikas - auch wenn dessen "Regime" deutlich als solches bezeichnet werden müsse.

Die Wohlstandsschere öffnet sich weiter



Auch zeige der Blick aufs Detail, dass die Wohlstandsschere sich weiter öffne und die Bevölkerung durch Propaganda und Bespitzelung diszipliniert werde. Der gerade aus dem Kongo zurückgekehrte Geograf und Afrikaspezialist Dr. Martin Doevenspeck berichtete ebenfalls vom dortigen Konflikt und beschrieb die Risiken, die mit der Methangasförderung aus dem Kivu-See verbunden sind.

Zuletzt las der Autor Hans Christoph Buch einen von ihm verfassten Artikel ("Die Zeit"). Darin beschreibt er das Massaker 1995 im Flüchtlingslager Kibeho, wo der Autor buchstäblich über Leichen gehen musste. Noch heute bereite ihm das Erlebte Alpträume und Gewissensbisse, sagte der Autor und schloss mit dem Verlesen eines offenen Briefes an Horst Köhler. Darin bittet Buch den Bundespräsidenten um kritischeres Vorgehen beim Empfang des Amtskollegen aus Ruanda, den Buch für Millionen Tote im Kongo verantwortlich macht. "Eine Antwort", sagte Buch, "habe ich leider nie erhalten."

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