"Liebe Skater, bitte nicht stören"

TRIER. Kaum eine Jugendkultur erfreut sich so großer Beliebtheit wie die Skateboard-Szene. Der Konstantinplatz vor der Basilika bietet für die Trierer Skater offenbar ein hervorragendes Terrain zum Trainieren. Was für Jugendliche eine Art der Freizeitgestaltung ist, sehen andere als Ärgernis. Sie fordern die Sperrung des Basilikavorplatzes für die Hobby-Sportler.

 Es wird Sommer, die Skater fliegen wieder tiefer: Peter Fritsch (links) bewundert die Flugkünste seines Freundes Jonas Klein auf dem Trierer Basilikavorplatz. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Es wird Sommer, die Skater fliegen wieder tiefer: Peter Fritsch (links) bewundert die Flugkünste seines Freundes Jonas Klein auf dem Trierer Basilikavorplatz. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Martin Steffes ist verärgert. Schon seit Jahren dokumentiert er Schäden an den Treppenstufen auf dem Konstantinplatz. Seit jeher sind für ihn die Skater schuld. Und ebenfalls seit Jahren bemüht er sich - bisher vergebens - um die Sperrung des Platzes für Skater: "Mit ihren Skateboards rasieren sie die Steinkanten ab und verunstalten den ganzen Platz", schimpft Steffes. "Mittlerweile hat sich hier ein informeller Jugendtreff gebildet, zerschlagene Flaschen liegen auf dem Boden, und abends stinkt es nach Urin." Daher müsse die Stadt den 1987 für etwa vier Millionen Mark errichteten Konstantinplatz schützen. Juristisch gesehen kaum Angriffspunkte

Doch so einfach ist das nicht: "Selbst wenn es sich um einen reinen Fußgängerbereich handeln würde, verhielten sich die Skater nicht ordnungswidrig", sagt Ralf Frühauf vom Presseamt der Stadt Trier. "Das Benutzen der Skateboards, die als Sport- und Spielgeräte zu qualifizieren sind, ist in Bereichen, in denen Fußgängerverkehr zugelassen ist, mit geringer Geschwindigkeit erlaubt." Zudem ist es juristisch problematisch, die Schäden an den Steinquadern kollektiv allen Skatern unterzuschieben. Denn es muss nachgewiesen werden, dass ein bestimmter Skater mit einer bestimmten Aktion einen präzise nachweisbaren Schaden verursacht hat - und das ist praktisch unmöglich. "Wenn ein Skateboarder keine anderen Verkehrsteilnehmer behindert, verhält er sich grundsätzlich rechtsmäßig", sagt Polizeioberkommissar Karl-Peter Jochem. Für Steffes nicht genug: Er beschwerte sich im April 2005 mehrmals schriftlich bei Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch. "Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass in Ermangelung eines rechtlichen Verbotsbestandes (…) ein Einschreiten nicht möglich ist, auch wenn dies im privaten und öffentlichen Interesse äußerst wünschenswert wäre", antwortet Horsch. Für Steffes ist diese Situation "ein Skandal". Schon im Jahr 2003 hatte er in einem Leserbrief an den TV den für ihn so offensichtlichen Missstand kritisiert. Dabei hat er in einem Rundumschlag auch die evangelische Kirchengemeinde mitverantwortlich gemacht, da diese während ihrer Gottesdienste Hinweisschilder aufstellt: "Liebe Skater, zurzeit ist ein Konzert. Bitte nicht stören!" Für Steffes "eine perfide Anbiederung an einen Jugendkult". Pfarrer Guido Hepke sieht das anders: "Im Alltagsbetrieb stören uns die Skater nicht", sagt er, "aber Konzert- und Gottesdienstbesucher beschweren sich gelegentlich über den Lärm. Mehr als die Skater um gegenseitige Rücksichtnahme zu bitten, können wir als Kirche nicht tun." "Wirbel ist übertrieben"

Für die Jugendlichen, die den Konstantinplatz bei gutem Wetter täglich nutzen, ist der Wirbel um ihr Hobby übertrieben: "Wenn wir so viele Menschen stören, sollen sie den Platz doch für Skater sperren", sagt der 16-jährige Simon Bremm. "Am besten wäre es aber, wenn wir eine eigene Skatehalle hätten." Denn die Anlage auf dem Gelände der Landesgartenschau sei viel zu weit weg. "Die Basilika ist zentral, und außerdem machen wir mit unseren Sprüngen doch nichts kaputt", sagt Christoph Munier. Der 19-jährige Thomas Noe beschwert sich, dass die Skater mit den Graffiti-Sprayern gleichgesetzt würden: "Wir sind hier, um Sport zu treiben. Die Graffiti-Leute haben mit uns Skatern überhaupt nichts zu tun." Einschränkungen in der Ausübung ihres Hobbys müssen die Trierer Skater also nicht befürchten. Nur den einen oder anderen abschätzigen Blick vorbeilaufender Passanten - daran haben sich die Jugendlichen aber schon lange gewöhnt. Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns! Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 0651/7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de.

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