Lieber schnell reagiert als inhaftiert

Trier · Kurze Wege sind das Ziel des Hauses des Jugendrechts, das es seit fünf Jahren in Trier gibt. Rund 1500 Fälle werden dort jährlich bearbeitet.

 Sie und weitere Vertreter von Kommunen, Vereinen und Behörden arbeiten zusammen: Polizeipräsident Rudolf Berg, Klaus Leidinger (Bundespolizei), Stephanie Nickels (Landkreis Trier-Saarburg), Torben Seeger (Verein Starthilfe) sowie Peter Fritzen (Staatsanwaltschaft Trier). TV-Foto: Harald Jansen

Sie und weitere Vertreter von Kommunen, Vereinen und Behörden arbeiten zusammen: Polizeipräsident Rudolf Berg, Klaus Leidinger (Bundespolizei), Stephanie Nickels (Landkreis Trier-Saarburg), Torben Seeger (Verein Starthilfe) sowie Peter Fritzen (Staatsanwaltschaft Trier). TV-Foto: Harald Jansen

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Trier Wie schnell es gehen kann, hat Polizeihauptkommissar Chritoph Schuh fix erklärt: "Wir hatten an Weiberdonnerstag eine Schlägerei zwischen Jugendlichen." Der Täter war der Polizei bekannt und bereits vorher in Erscheinung getreten. Am Fastnachtsdienstag lagen die entsprechenden Unterlagen bei der Staatsanwaltschaft, kurze Zeit später wurde der unter Bewährung stehende junge Mann von Polizeibeamten abgeholt und in den Jugendstrafvollzug nach Wittlich gebracht.
Das ist einer von gut 1500 Fällen, die im Trierer Haus des Jugendrechts jährlich bearbeitet worden sind. Seit 2012 gibt es die Einrichtung (siehe Info), die sich um junge Menschen aus der Stadt Trier und dem näheren Trierer Umland kümmert. Im ehemaligen Kasernengebäude sitzen unter anderem Vertreter von Staatsanwaltschaft, Bundespolizei, Polizei, Stadt und Landkreis Trier-Saarburg sowie von Jugendhilfeeinrichtungen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz hat Triers Polizeipräsident Rudolf Berg erklärt, welche Vorteile das hat. "Die Wege sind kurz. Die Mitarbeiter kennen sich. Dadurch geht alles schneller." Peter Fritzen, Leitender Oberstaatsanwalt, bezeichnet die Arbeit als effektiv.
Die Trierer Bürgermeisterin Angelika Birk ist sicher, dass es für die Jugendlichen und Heranwachsenden von Vorteil ist, wenn zwischen einer Tat und der entsprechenden Reaktion darauf nur eine kurze Zeitspanne liegt. Stephanie Nickels, Beigeordnete des Landkreises Trier-Saarburg, ist ebenfalls der Meinung, dass es hilft, wenn die Konsequenzen schneller deutlich werden.
Es ist anders als bei dem jungen Schläger nicht grundsätzlich Ziel der Arbeit im Haus des Jugendrechts, einen Straftäter möglichst schnell ins Gefängnis zu stecken. Im Gegenteil. Es geht vor allem darum, die unter 21-Jährigen im besten Fall dazu zu bringen, nicht wieder mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Das kann dann auch schon einmal die Teilnahme an einem Seminar sein, bei dem über die Gefahren unerlaubten Tunings von Mofas berichtet wird. Oder sogenannte Gitterstunden, bei der die Jugendlichen im Freigängerhaus in Saarburg probehalber erleben können, in einer Zelle zu sitzen. Bürgermeisterin Birk macht beim Pressetermin zudem deutlich, dass gemeinsam mit den im Haus vertretenen Jugendhilfeeinrichtungen auch die Prävention ein wichtiges Thema ist. Seien es die sogenannten Legal Highs, die einerseits eine berauschende Wirkung haben und deren Konsum andererseits tödliche Folgen haben kann. Oder sei es die Gefahr der Radikalisierung junger Menschen.
Sind also alle Beteiligten wunschlos glücklich? Polizeipräsident Berg jedenfalls hält die Einrichtung in Trier-West angesichts der aktuellen Anforderungen "für gut aufgestellt." Das bedeute jedoch nicht, dass es keine weiteren Kooperationen geben kann. "Das hängt vom Bedarf ab." Und auch Hauskoordinatorin Christine Schmitz klingt optimistisch. Sie sagt: "Wir sind ideal aufgestellt." Nicht überall kooperierten die Partner so gut wie in Trier, damit den jungen Menschen angemessen geholfen werden kann.Extra: HAUS DES JUGENDRECHTS


Die Idee für ein Haus des Jugendrechts stammt aus Baden-Württemberg, wo 1999 die erste Einrichtung dieser Art eröffnet wurde. Staatsanwaltschaft, Sozialarbeiter und Polizei arbeiten im Haus des Jugendrechts unter einem Dach. Inzwischen gibt es solche Häuser in vier Bundesländern. Das Haus in Trier wurde 2012 in Trier-West eröffnet. Das Land investierte 3,76 Millionen Euro über das Programm Soziale Stadt und Stadt Trier 1,2 Millionen Euro in Umbau und Sanierung einer früheren Kaserne. Neben Trier gibt es solche Einrichtungen auch in Ludwigshafen, Mainz, Kaiserslautern und Koblenz.

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