Liebeslieder, die keine sind

TRIER. Ein geborener Kabarettist, er stand bereits als Jugendlicher auf der Bühne. Nun sorgte er beim Trierer jungen Publikum für Lachanfälle: Sebastian Krämer sang und plauderte über die "Schule der Leidenschaft".

 Der Unschuldsblick täuscht: Sebastian Krämer ist nicht nur der Charmeur am Klavier. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Der Unschuldsblick täuscht: Sebastian Krämer ist nicht nur der Charmeur am Klavier. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Respektlos, ohne zu verletzen, hemmungslos blödelnd, ohne zu nerven, entführte der eher schüchtern wirkende Wahl-Berliner sein Publikum in der "Produktion" am Dom in ungekannte Welten: Er sang vom Gnom im Parkhaus, von den Monchichis auf dem Regal und vom steppenden Mond. Einen "Abend zum Träumen, einen Abend der großen Gefühle" hatte Sebastian Krämer dem gespannten Publikum versprochen. Diesem war er kein Unbekannter: Zweimal bereits hatte Krämer den deutschsprachigen Poetry-Slam gewonnen; 2003 wurde er Sieger beim Bundeswettbewerb "Chanson". "Ich sag' dir schon Bescheid, wen ich dich nicht mehr brauch'", so der Titel seines ersten Liebesliedes. Es sollten zahlreiche weitere in ähnlicher Skurrilität folgen. Die rasante Fülle wortreicher humoriger Reime, die Sebastian Krämer auf das Publikum losließ, wurde mit viel Applaus bedacht. "Ich schenk' dir tausend Euro", schmetterte er sein nächstes Liebeslied, Erinnerungen an die berühmten "Comedian Harmonists" wurden wach. Doch man konnte in der "Schule der Leidenschaften" auch etwas lernen: Etwa über die Berliner Landsberger Allee, über Lyriker ("die gehen aufs Klo wie andere Leute auch, die drücken sich nur anders darüber aus") und über die Gedankenwelt eines Blumenkübels. Seinem Publikum brachte Sebastian Krämer geduldig bei, melodisch "hey hey, hey hey" zu einem seiner Songs zu säuseln. Später wurde mangels Steppschuhen kunstvoll mit der Zunge geschnalzt. Nicht nur Schlager- und Schnulzensänger und Lyriker kriegten ihr Fett weg, sondern auch Liedermacher, politische Aktivisten, Jongleure, sogar eine Studentin im Zug: "Ich war hingerissen: Es flatterte ihre dem Wind zugewandte Wange wie eine Fahne." "Ich mag Lieder, die Menschen Mut machen!", tönte Sebastian Krämer, um dann in Moll zu singen: "Was ist romantischer als unerfüllte Liebe, was ist heroischer als Misserfolg en gros?" Sein Publikum riss er immer wieder zu herzhaften Lachern und Beifallsstürmen hin; die Zugaben "hausgemachter Kuschelrock" und "Hip-Hop" gemeinsam mit einem sichtlich um Haltung bemühten "Pulsi" aus dem Publikum brachten den Saal zum Toben.

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