Linkspartei: Kreis-Chef tritt zurück

Die Querelen in der Trierer Linkspartei haben zu einem weiteren Rücktritt geführt. Kreisvorsitzender Johannes Verbeek hat sein Amt als "Konsequenz aus unüberwindbaren Konflikten" mit Katrin Werner niedergelegt. Im April war Konni Kanty als Trierer Ortsverbandschef zurückgetreten.

Trier. Seit der Kommunalwahl im Juni 2009 kommt die Linkspartei in Trier nicht zur Ruhe (siehe Chronik). Zuletzt saßen Johannes Verbeek und Katrin Werner als Einzelmitglieder ohne Fraktionsstatus im Rat. Den Kreisverband Trier-Saarburg führten beide als gleichberechtigte Vorsitzende. Werner fungiert zudem als Beisitzerin im Ortsverband Trier, Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Landesvorsitzende.

Diese "Ämterhäufung und Vermischung der Zuständigkeiten" kritisiert Verbeek in einer Erklärung, mit der er vom Amt des Kreisvorsitzenden zurücktritt. Der 52-Jährige nennt drei Anlässe in jüngster Zeit:

Werners Unterstützung für Konni Kanty als Mitglied im Schulträgerausschuss trotz seines Austritts aus der Partei,

Wernes Beharren auf ihren Einzug in den neuen Kulturausschuss und

das Aussperren Verbeeks und anderer aus einer Sitzung des Ortsverbands Trier.

Sauer aufgestoßen sind Verbeek außerdem "unsachliche und machtpolitisch motivierte Einsprüche gegen Neumitglieder". Hintergrund ist das Bestreben von Verbeeks Ehefrau und weiterer Sympathisanten, ihn durch Eintritt in die Partei zu unterstützen. Sie haben einen Arbeitskreis Linke-Stadt-Trier gebildet, in dem Verbeek sich ebenso weiter engagieren will wie als Rats- und Parteimitglied. Seinen Rücktritt bezeichnet er als "Beitrag zur Deeskalation" und zu einem Neuanfang.

"Ich kann das nur zur Kenntnis nehmen", sagt Katrin Werner im Gespräch mit dem TV. Zu den Vorwürfen will sich die 36-Jährige nicht äußern. Anfang Juli soll die Kreismitgliederversammlung turnusgemäß einen neuen Vorstand wählen. Eine erneute eigene Kandidatur schließt Werner nicht aus.

Die Stadtratssitzungen will sie trotz ihres Bundestagsmandats besuchen: "Dann fehle ich eher mal entschuldigt bei einer Fraktionssitzung in Berlin."

Das wiederum stößt auf Unverständnis bei Verbeek, wie er auf Anfrage erklärt: "Sie wird auch in Berlin dringend gebraucht. Die beiden Mandate lassen sich offensichtlich nicht miteinander vereinbaren." Sein eigener Rücktritt sei keineswegs auf Druck der Parteizentrale erfolgt, sondern sein freier Entschluss. Auch auf Landesebene wächst die Kritik an Werner, wie aus Parteikreisen verlautet: "Sie ist zu selten in Trier und wirkt überfordert."

Meinung

Linke Extratour beenden

Die Szenerie in der jüngsten Stadtratssitzung wirkte beinahe gespenstisch. Katrin Werner, die zuvor stets geschwiegen oder krankheitsbedingt gefehlt hatte, meldete sich eifrig zu Wort. Verbeek wiederum schien sichtlich angefressen, hielt sich ungewohnt zurück. Abstimmung untereinander: Fehlanzeige. Wozu auch miteinander reden? Nur weil beide in derselben Partei sind? Seinen Rücktritt als Kreis chef sieht Verbeek keineswegs als Beginn des eigenen Abschieds, sondern als Steilvorlage für Werner, im Gegenzug ihr Ratsmandat niederzulegen. Die Bundestagsabgeordnete wiederum denkt trotz des Drucks aus Mainz und Berlin gar nicht daran, klein beizugeben. Sie plant schon die Gründung weiterer Ortsverbände im Kreis. Auf eine schnelle Versöhnung zu hoffen wäre naiv. Die angekündigten Vermittler von außen müssen endlich eingreifen. Katrin Werner müsste schlüssig darlegen, wie sie sich eine regelmäßige Fraktionsarbeit künftig vorstellt und mit ihrem Bundestagsmandat vereinbaren will. Gelingt ihr das, dann wäre Verbeek am Zug, sich zu seiner Verantwortung gegenüber Partei und Wählern zu bekennen. m.hormes@volksfreund.deCHRONIK Juni 2009: Die Linke bekommt bei der Wahl zum Stadtrat 3,6 Prozent und zwei Sitze. August: Marc-Bernhard Gleißner verzichtet nach Streit mit Johannes Verbeek auf sein Mandat. Katrin Werner rückt nach. Mitglieder der Linken fordern Verbeeks Rücktritt. Der kündigt die Fraktion auf. September: Verbeek und Werner bilden nun doch eine Fraktion. Dezember: Verbeek fordert Werner auf, ihr Mandat niederzulegen. März 2010: Werner kündigt die Fraktion auf. Der Landesvorstand legt ihr den Rücktritt nahe. April 2010: Konni Kanty tritt als Trierer Ortsverbandschef zurück und aus der Partei aus. (cus)

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