Lob für den Brückenbauer

TRIER. Der Prominenten-Auftrieb im Tagungszentrum der Handwerkskammer sprengte die üblichen Dimensionen: Alles, was in und um Trier Rang und Namen hat, fand sich beim Geburtstagsempfang zum 75. von HWK-Präsident Hans-Josef Jänschke ein.

Nach links lotste ein Plakat zum "Aufenthaltsraum für Fahrer", nach rechts bedurfte es keiner Beschilderung: Da formierte sich unübersehbar eine lange Schlange von Präsidenten und Geschäftsführern, Oberbürgermeistern und Obermeistern, Abgeordneten und Direktoren, um dem Geburtstagskind die Hand zu schütteln. Wäre es nach dem Jubilar gegangen, hätte es - so verriet Jänschke-Stellvertreter Rudi Müller - gar keine solche förmliche Feier gegeben. Das fügt sich ins Bild vom "Präsidenten zum Anfassen", wie es die Festredner immer wieder beschworen. Auffällig, dass die Beiträge jede Art von laudatorischer Routine mieden. Die Persönlichkeit Jänschkes lieferte offenkundig genug Ansatzpunkte, um die Textbausteine für Geburtstagslobreden in der Schreibtischschublade zu lassen. Auch Staatssekretär Harald Glahn ging in feinen Nuancen auf den Menschen Jänschke ein, dem er als wichtigste Eigenschaften "stetige Freundlichkeit, fröhliche Ausstrahlung und ausgeprägtes Zuhören-Können" attestierte. Wirtschaftsminister Bauckhage selbst hatte aus dem Krankenbett einen Brief geschickt, in dem er den Unternehmer alter Schule würdigte. Jänschkes Betrieb sei "eher Schicksalsgemeinschaft als Profit-Center". Daran knüpfte auch der Sprecher der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern, Karl Josef Wirges, an, der dem "lieben Hajo" nicht nur "gelebte Kollegialität", sondern auch "ausgesprochene Kompromissfähigkeit" zuschrieb. Einen "Brückenbauer" nannte ihn HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks, einen "chronischen Optimisten", dessen "Höflichkeit und Eleganz" ihn als "Exemplar einer aussterbenden Spezies" erscheinen ließen. Eine Schwäche hatte Kocks allerdings auch ausgemacht: Jänschkes Hang zum frühen Aufstehen, jene "Berufskrankheit", die seinen Mitarbeitern gelegentlich zu schaffen mache. Der derart allseits Gelobte dokumentierte mit einem Zitat von Franz-Josef Strauß seinen Humor: "Wer überhöht wird, sollte nicht widersprechen", hatte der bissige Bayer angesichts ihm dargebrachter Jubiläums-Ehren einst gesagt. Den relativierenden Nachsatz blieb Jänschke allerdings nicht schuldig: "Maju, su vell Geleier wejen der Geburtstagsfeier", schob er in breitem Trierer Platt hinterher. Ansonsten dominierten leise Töne seine Dankesrede, vor allem eine eindringliche Warnung vor einem drohenden Generationenkonflikt. Tagespolitik blieb außen vor, sie war nur indirekt im Saal spürbar: Die regionale SPD-Nomenklatura glänzte weitgehend durch Abwesenheit, die CDU war um so vollständiger angetreten. Der Schluss war fast melancholisch: Die Iris Oettinger Jazz Band intonierte eine wehmütige Version vom Lieblingslied des Jubilars, dem Beatles-Song "Yesterday".

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