Löcher im Dach und im Haushalt

TRIER. Über drei Millionen Euro müsste Trier jedes Jahr in die Sanierung der Schulen investieren, damit sich der Zustand nicht weiter verschlechtert. Für die Behebung aller Mängel brauchte die Stadt das Zehnfache.

Salpeterausblühungen, durchlöcherte Nadelfilzbeläge, undichte Dächer, losgelöste Fliesen, defekte Abflüsse, veraltete Heizungsanlagen, Risse, Schimmel und Gestank - viele Schulen in Trier haben neben dem Lehrauftrag eine weitere Gemeinsamkeit: Mängel. Wollte Trier alle Mängel beseitigen, so wären dafür rund 33 Millionen Euro notwendig. Geld, das der Stadt angesichts der Haushaltslage nicht zur Verfügung steht. Weshalb bei der Beseitigung der Schäden in vielen Fällen nicht die Ursache bekämpft, sondern nur die Folgen begrenzt werden können. Mit dem im vergangenen Jahr beschlossenen "Infrastrukturprogramm Trier 2003" konnten 3,4 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen an Triers Schulen bereit gestellt werden. Ein weiteres Sonderprogramm zur Beseitigung von Sicherheitsmängeln sowie Mittel für Energiesparmaßnahmen von insgesamt drei Millionen Euro hat der Stadtrat im April für 2004 und 2005 beschlossen. Beschlossen ist noch nicht genehmigt, und deshalb warten im Rathaus Bürgermeister, Dezernenten und Verwaltungsangestellte darauf, dass die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier den spät verabschiedeten Doppelhaushalt 2004/2005 so schnell wie möglich absegnet. "Wir hoffen, dass das Geld bald kommt", sagt der für die Schulen zuständige Dezernent Ulrich Holkenbrink. Vorher könne das Sofortprogramm nicht umgesetzt werden. "Wenn allerdings irgendwo ein Speer rausguckt oder ein Geländer durchbricht", ergänzt Holkenbrink, werde das so schnell wie möglich behoben. Dass es Sanierungsbedarf in einer Größenordnung von über 30 Millionen Euro gibt, geht unter anderem aus einem Bericht über den Gebäudezustand Trierer Schulen hervor, in dem 43 Schulen in der Trägerschaft der Stadt befragt wurden. Die Mängel, die seitens der Einrichtungen angegeben und durch das Hochbauamt überprüft wurden, reichen von minimalen Störungen bis hin zu gesundheitsschädlichen Einschränkungen. Anfang 2001 wurden die Schulen angeschrieben. Die notwendigsten Sanierungsmaßnahmen wurden an vielen Schulen umgesetzt. "Wir haben den größten Brocken abbekommen", sagt Nicole Post, Leiterin der Grundschule Barbara. Duschkabinen, Umkleideräume und Außenfassade seien erneuert worden. "Der Bedarf ist nach wie vor groß", fügt sie hinzu und nennt veraltete Fußböden, Elektro- und Wasserleitungen. "Doch wir sind glücklich, dass überhaupt saniert wurde." "Wenn Sachen zu bemängeln waren, dann sind sie auch gemacht worden", sagt ihr Kollege Hans-Rüdiger Barbian, Rektor der Geschwister-Scholl-Hauptschule. In den vergangenen vier Jahren seien Toiletten und Fenster saniert, Stühle und Tische ausgetauscht und "Schimmel in der Turnhalle umgehend entfernt worden", erklärt der Schulleiter. Von einem einwandfreien Zustand sei die Schule jedoch noch weit entfernt. "Wir haben ein Flachdach", nennt Barbian das größte Ärgernis beim Namen. Flachdächer - in der Fachsprache auch "dichtendes Dach" genannt - haben das Problem, dass sie mit der Zeit undicht werden, wie beispielsweise in der Turnhalle des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (FWG) zu sehen ist. Alternative dazu ist ein geneigtes Dach. Im Fall der FWG-Turnhalle würde ein solches nach Berechnungen der Stadt 158 000 Euro mehr kosten. Im Fall der Geschwister-Scholl-Hauptschule hält das Hochbauamt den Aufbau geneigter Dächer nicht für sinnvoll, ebenso wie bei der Treverer- und Berufsbildenden Schule. Deshalb werden auf Barbians Dach - ähnlich wie im Haushalt - die Löcher auch weiterhin nur geflickt.

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