Löcher im Damm

PFALZEL. Unbekannte haben aus einem Lager in der Nähe des Friedhofes mehrere Balken und Stützen des mobilen Hochwasser-Damms gestohlen. Entdeckt haben dies Kontrolleure des Stadtentwässerungsamtes am Montag, genau ein Jahr nach der verheerenden Elbe-Flutkatastrophe.

Sie zerschnitten den Drahtzaun, stiegen durch das Loch, schlichen zum Lager und griffen zu. So ungefähr muss es gewesen sein. Die Beute der Eindringlinge: Balken und Stützen des mobilen Hochwasser-Schutzes für Pfalzel. Die Diebe entwendeten nur Teile, die aus reinem Aluminium bestanden - unter anderem alle Stützen des Damms und auch viele Schrauben. "Die verzinkten Stücke ließen sie liegen", berichtet Ortsvorsteher Werner Pfeiffer. Udo Rumland, Werkleiter der Stadtentwässerung, ist sich sicher: "Das war ein richtiger Auftragsdiebstahl." Rumland kann nur spekulieren, was die Diebe mit den Bausteinen des Hochwasser-Schutzes anstellen wollen: "Aluminium ist im Moment recht teuer. Vielleicht lassen sie sie schmelzen oder jemand will sich privat eine Wand bauen." Den Wert der verschwundenen Teile schätzt Karl-Heinz Ginsbach, Referent für Hochwasserschutz bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, auf zwischen 100 000 und 120 000 Euro. Wie viele Balken und andere Elemente genau fehlen, ermitteln die Mitarbeiter der Stadtentwässerung noch.Pfalzeler brauchen sich keine Sorgen zu machen

Bis Anfang November, sichert Ginsbach zu, steht den Pfalzelern wieder ein kompletter Hochwasser-Schutz zur Verfügung. "Sie werden wieder so ausgestattet, dass ein Hochwasser wie im Jahre 1993 abgehalten werden kann." Wer die neuen Teile des Damms bezahlt, wird jetzt geprüft. "Ich habe bereits das Ministerium für Umwelt und Forsten über die Situation informiert", sagt Ginsbach. Allerdings könnte auch ein Versicherungsfall vorliegen. Noch steht nicht fest, ob der Hochwasser-Schutz gegen Diebstahl versichert ist. Wann die Unbekannten zugriffen, steht ebenfalls noch nicht fest. Nach Kenntnis des Stadtentwässerungsamtes, das alle zwei bis drei Wochen das Lager kontrolliert, "kann es irgendwann in den vergangenen drei Wochen gewesen sein". Das Lager liegt abgeschieden in der Nähe des Friedhofes und bietet nur Wetterschutz. Das Gelände ist umzäumt und durch eine Pforte abgesperrt. Der Diebstahl ist die bislang letzte Episode in der Geschichte des mobilen Hochwasser-Schutzes in Pfalzel. Den Anfang machte eine Klage gegen die Verwendung der mobilen Mauer. Die Freiwillige Feuerwehr Pfalzel, Helfer und Mitarbeiter der Stadtentwässerung sollten im November jeden Jahres den Damm in Position bringen und im März wieder abbauen. Eine Anwohnerin im Bereich der "Klosterschenke" klagte gegen diese Praxis. Es kam zum Vergleich im Jahr 2001 zwischen der Klägerin und der Stadt sowie der Struktur- und Genehmigungs-Direktion in Koblenz, der bestimmte, dass die Elemente des Hochwasser-Schutzes entlang der "Klosterschenke" nur bei akuter Gefahr aufzubauen seien. Bei einem Pegel von 6,50 Meter müssten sie wieder entfernt werden. Der mobile Pfalzeler Damm durfte also nur als Stückwerk errichtet werden. Eine Entscheidung, die bei der Freiwilligen Feuerwehr aufgrund der Mehr-Belastung für Verärgerung sorgte. Als die Mosel am 31. Dezember 2001 binnen weniger Stunden um drei Meter auf 6,50 Meter anstieg, komplettierten Pfalzeler Feuerwehrleute und Freiwillige bei Glätte den Damm. Im November 2002 streikte schließlich die Pfalzeler Feuerwehr gegen den Aufbau. Sie wollte auf ihre schlechte Ausstattung aufmerksam machen und forderte, dass die Berufsfeuerwehr beim Damm-Aufbau helfe. Inzwischen sind sie zum Aufbau wieder bereit.

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