Löffellisten und wie Lernen Spaß macht

Trier · Grundschulkinder treffen Demenzkranke, Achtklässler drehen ein Video zum Tod, und Zehntklässler entwickeln eine Starthilfe-Webseite für Flüchtlinge in Trier - solche Projekte hat die Initiative "Trierer machen Schule" ausgezeichnet. Im Foyer des Theaters Trier kamen Schüler, Eltern, Lehrer und Helfer zusammen, um originelle Lernideen zu würdigen.

 Daumen hoch für diese Aktion: Schüler, Eltern, Lehrer und Helfer freuen sich über die Auszeichnung der Initiative „Trie rer machen Schule“. TV-Foto: Friedemann Vetter

Daumen hoch für diese Aktion: Schüler, Eltern, Lehrer und Helfer freuen sich über die Auszeichnung der Initiative „Trie rer machen Schule“. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: (h_st )

Trier. Seit April ist das Webportal "Trierer machen Schule" online. 15 Ideen wurden seitdem von Schülern, Eltern und Lehrern online gestellt. Sechs Schulen, deren Projekte bei Nutzern und einer Jury aus Schülern, Initiatoren, Sponsoren, Studenten und Jugendparlament am besten ankamen, wurden nun ausgezeichnet. Sie gewannen Schecks im Wert von 100 Euro, Gutscheine und eine Schule den Besuch des ehemaligen Stadtschreibers und Autors Frank Meyer. Die Trierer Schauspielerin Barbara Ullmann überraschte die Preisträger mit einer Schulgeschichte vom Franz. Sie trug die Geschichte "Wie der Franz Angstbauchweh hatte" vor.

Folgende Trierer Schulen gewannen in den folgenden fünf Kategorien:

Weltbeste AG: Trierer Studenten haben mit 15 Achtklässlern des Max-Planck-Gymnasiums eine Online-Starthilfe für Flüchtlinge in Trier entwickelt. Sie haben zum Beispiel Videos für den Alltag gedreht wie einen Einkauf beim Bäcker. Um herauszufinden, was Flüchtlinge zur Orientierung brauchen, haben die Schüler und Studenten mit Asylbewerbern gesprochen. Die Starthilfe der Schüler geht als Teil einer Webseite des Refugiums Trier (Informations-Netzwerk für Flüchtlinge und Hilfsbedürftige) online.

Paukenschlag für Pauker: Schüler der dritten Klasse der Matthias-Grundschule haben sich einmal im Monat mit Demenzkranken im Schammatdorfzentrum getroffen. Sie haben gemeinsam gesungen, gespielt, gebastelt und Gymnastik gemacht. Zehntklässler des Humboldt-Gymnasiums (HGT) haben sich bei Projekttagen zum Holocaustgedenktag dem Thema Nationalsozialismus genähert und eine Gedenkfeier veranstaltet. Sie haben das Konzentrationslager in Hinzert besucht und sich mit Trierer Stolpersteinen beschäftigt.

Mein Highlight: Bianka Hering überreicht Schülerinnen des Angela-Merici-Gymnasiums einen Preis: "Als ich zum ersten Mal davon gehört habe, war ich zunächst empört", sagt sie, "wie können sich so junge Menschen mit einem Thema befassen, das ja eigentlich erst später ansteht?" Die Schülerinnen haben einen Film über ein Mädchen gedreht, das sterben wird. Ihre Botschaft lautet: "Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter". In dem kurzen Video haben sie eine "Löffelliste" abgearbeitet: "Eine Liste, was man unbedingt noch tun möchte, bevor man den Löffel abgibt", wie eine Schülerin erklärt.

Klasse Klasse: Die ehemalige Klasse 4a der Grundschule am Biewerbach hat den Pausenhof neu gestaltet. "Die haben im Klassenrat entschieden, dass die Wand nicht gut aussieht, und dachten sich, da muss man was machen", sagt Klassenlehrer Marco Bamberg. Gemeinsam mit einem Team des Vereins Treffpunkt am Weidengraben haben die Grundschüler die Wand besprüht - mit einem Biewerer Haohn, den die neunjährige Elisabeth entworfen hat.

Frau Müller muss weg: Das Lesecafé der Gregor-von-Pfalzel Grundschule hat mit 187 die meisten Stimmen von Nutzern erhalten: An jedem ersten Donnerstag im Monat von 15 bis 17 Uhr treffen sich Schüler, Eltern, Lehrer und Interessierte bei Kaffee und Kuchen. Die Schüler tanzen oder musizieren, "Lesemütter" oder Autoren aus der Region lesen vor und Bücher werden verliehen. Die Büchereipolizei sorgt dabei für Ordnung und Sicherheit.
Weitere Informationen unter trierer-machen-schule.deExtra

Vier Menschen - nach eigener Aussage mit jeder Menge Schulerfahrung - haben das Webportal "Trierer machen Schule" initiiert: Bianka Hering (Lehrerin am Humboldt-Gymnasium-Trier), Bettina Mann (Jugendamt Trier), Bernd Steinmetz (Elternvertreter) und Stefan Zawar-Schlegel (Träger freie Jugendhilfe/Schulsozialarbeit). Ihr Ziel: "Schule zu einem Ort zu machen, an dem es Spaß macht zu lernen und zu lehren." Außerdem wollen sie einen Austausch von Ideen zwischen den Trierer Schulen ermöglichen, denn: "Gute Ideen muss man nicht immer selber haben, die kann man auch mal nachmachen", sagt Stefan Zawar-Schlegel, einer der Gründer. aweb

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