Lust an Bewegung statt Frust am Berg

Trier · Das Fahrrad hat für viele Trierer als Verkehrsmittel wenig Bedeutung. Ein Grund dafür sind große Distanzen und knackige Anstiege im Stadtgebiet. Das Radverkehrskonzept der Stadt setzt deshalb unter anderem auf E-Bikes. Oliver Roth macht vor, wie sich so ein Auto ersetzen lässt.

 Er muss nicht im Stau stehen und ist unabhängig vom Busfahrplan: Für Oliver Roth ist sein Pedelec Luxus. TV-Foto: Pascal Kimmich

Er muss nicht im Stau stehen und ist unabhängig vom Busfahrplan: Für Oliver Roth ist sein Pedelec Luxus. TV-Foto: Pascal Kimmich

Foto: (h_st )

Trier Es ist Montagmorgen. In der Saarstraße stehen die Autos dicht gedrängt. Das Auto ist noch immer das beliebteste Verkehrsmittel der Trierer. An einem normalen Werktag legen 46 Prozent der Einwohner Strecken zwischen einem und drei Kilometern mit dem Auto zurück. Sogar bei Distanzen von unter einem Kilometer werden 22 Prozent der Wege mit dem Kraftfahrzeug absolviert. Einen nicht annähernd so hohen Stellenwert genießt das Fahrrad, das für nur neun Prozent aller Strecken genutzt wird.
Dass das Fahrrad bei den Trie rern nicht schon jetzt beliebter ist, liegt nicht nur an den oftmals schlecht ausgebauten oder gar nicht vorhandenen Radwegen, sondern auch an den topografischen Gegebenheiten des Stadtgebiets. Lange Strecken und teilweise enorme Steigungen sorgen für Frust statt Lust an der Bewegung. So müssen beispielsweise vom Hauptbahnhof bis zur Universität Trier 130 Höhenmeter überwunden werden. Ähnlich sieht es mit der Anbindung der Stadtteile Mariahof oder Feyen aus.
Für Oliver Roth ist dennoch das Fahrrad die beste aller Fortbewegungsmöglichkeiten. Der Trier-Süder fährt jeden Tag mit dem Pedelec zu seiner Arbeitsstätte ins Industriegebiet Zewen. "Für mich ist es Luxus, auf dem Weg zur Arbeit nicht auf den Bus angewiesen zu sein", findet der 45-Jährige. "Das Elektrofahrrad ermöglicht es mir, meinen Tag entspannt an der frischen Luft zu beginnen. Ich halte mich fit, aber komme dank des Hilfsmotors trotzdem nicht schweißgebadet auf der Arbeit an."
Pedelecs sind in Deutschland rechtlich dem Fahrrad gleichgesetzt. Der eingebaute Motor unterstützt die Trittleistung bis maximal 25 Stundenkilometer, vor allem bei kurzen Anstiegen oder Gegenwind ist das optimal. Pedelecs machen beinahe 100 Prozent der 605 000 E-Bikes aus, die im Jahr 2016 in Deutschland verkauft wurden.
Mit ihrem Radverkehrskonzept versucht die Stadt Trier, mehr Menschen für das Fahrrad zu begeistern. Die Erweiterung des Radverkehrsnetzes in Trier bezieht Pedelecs mit ein. "Da ein Radverkehrsnetz die Innenstadt und die Höhenstadtteile miteinander verbinden soll, sind Pedelecs im Radverkehrskonzept implizit berücksichtigt, weil damit starke Steigungen deutlich einfacher bezwungen werden können", sagt der Pressesprecher der Stadt Trier, Ralf Frühauf. Damit stelle die Elektromobilität im Radverkehr ein großes, gegenüber herkömmlichen Fahrrädern zusätzliches Potenzial dar.
Auch die öffentlichen Lade- und Abstellmöglichkeiten im Stadtgebiet sollen verbessert werden. Können E-Bikes bisher nur im City-Parkhaus aufgeladen werden, soll dies laut Radverkehrskonzept künftig unter anderem auch im Parkhaus Konstantin, am Hauptbahnhof und an ausgewählten Straßenleuchten möglich sein. Versorgt werden diese Ladestationen ausschließlich mit Ökostrom.
Trier bezuschusst anders als München (siehe Info) aus finanziellen Gründen keine E-Bikes. Für Oliver Roth spricht trotzdem alles für diese Art der Fortbewegung: "Ich fahre zu Hause los und bin nach wenigen Metern auf dem Radweg, dem ich bis zu meiner Arbeitsstelle folgen kann. Manchmal verweile ich kurz am Moselufer und genieße die Natur."

Extra: SO FUNKTIONIERT DAS MÜNCHNER KONZEPT


Zuerst nur für die gewerbliche Nutzung, seit Januar 2017 teilweise auch für Privatpersonen: Die Stadt München bezuschusst die Anschaffung von E-Lastenrädern und Pedelecs. E-Fahrzeuge wie E-Lastenräder, Pedelecs oder Elektroroller sollen mit 25 Prozent der Anschaffungskosten (ohne Mehrwertsteuer) und bis zu einer Höchstsumme von 1000 Euro für E-Lastenräder beziehungsweise 500 Euro für E-Roller und Pedelecs gefördert werden. Mögliche Boni gibt es für die Verwendung von Ökostrom. Zudem gibt es eine Förderung von nicht öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur und Beratungsleistungen durch zertifizierte Berater für Elektromobilität.

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