Männer mit Gütesiegel

TRIER. (mew) Hauptmann - ein Name, der in klassischen Literaten-Kreisen sofort mit dem "Bahnwärter Thiel" verbunden wird. Der moderne Leser tauscht Gerhart gegen Gaby und amüsiert sich nun seit fast zehn Jahren über impotente Männern und andere Eigenarten des Alltags. In Trier las die Autorin aus ihrem neusten Roman "Fünf-Sterne-Kerle inklusive".

 Auch die Vertreter des "starken" Geschlechtes (hier: Hwk-Präsident Hans-Josef Jänschke) ließen sich ein Autogramm der Autorin nicht entgehen.Foto: Melanie Wollscheid

Auch die Vertreter des "starken" Geschlechtes (hier: Hwk-Präsident Hans-Josef Jänschke) ließen sich ein Autogramm der Autorin nicht entgehen.Foto: Melanie Wollscheid

Dass sie bis fünf Uhr in der Frühe gefeiert hat, sieht man ihr nicht an. Gaby Hauptmann ist sichtlich gut drauf. Ihre pure Anwesenheit verströmt eine sehr sympathische Mischung aus innerer Gelassenheit und sprudelnder Lebensfreude. Aber was bleibt einem auch anderes übrig, wenn der eigene Geburtstag mitten in die Lesereise fällt und plötzlich feierwütige Freunde vor der Haustüre am Bodensee auftauchen? Nur gut, dass die Termine meist abends sind. An diesem Abend sind die Sitzreihen gut gefüllt. Die Annahme, dass Hauptmanns Bücher ausschließlich Frauen anziehen, widerlegen vereinzelte Vertreter des männlichen Geschlechts. Tapfer kämpfen sie auf den hinteren Rängen gegen die immer schwerer werdenden Augenlider - und verlieren. Ihren Frauen ist das egal. Sie triumphieren über den persönlichen Sieg im Geschlechterkampf und präsentieren stolz ihr Modell "gezähmter Geliebter". Diese Spezies Mann würde in den turbulenten Romanen der 46-jährigen Autorin wohl noch schneller unter die Räder kommen als es die anderen Artgenossen tun. Buchtitel wie "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann" oder "Ein Liebhaber zu viel ist noch zu wenig" lassen erahnen, wie die Romanheldinnen mit Y-Chromosomenträgern umgehen. Männer sind Objekte zur Steigerung der Lebensqualität. Gutes Aussehen und Problemresistenz sollten in der Grundausstattung selbstverständlich inbegriffen sein. In "Fünf-Sterne-Kerle-inklusive" sind die Herren noch nicht so gefordert. Die Protagonistin hat als Neuzugang in der Vorarlberger Ski-Highsociety schon genug damit zu tun, ihre Landei-Mentalität zu kaschieren. Welche Rolle die Männer dabei spielen, und ob sie das Qualitätsprädikat zu Recht tragen, verrät Gaby Hauptmann nicht. Schließlich ist sie lange genug in der Branche, um zu wissen, wie man Neugier und Verkaufszahlen steigert. Dabei verliert sie nie den Blick für den Einzelnen in ihrer Fangemeinde und nimmt sich gerne Zeit, ihren Vortrag mit Anekdoten auszuschmücken. Zu Trier fällt ihr auf: "Soviel Grün wie hier bekommt man in Deutschland selten zu sehen." Aha. Vielleicht nutzt sie den Abend im "Römischen Kaiser" um diesen ersten Eindruck zu erweitern. Die historische Kulisse am Fuße der Porta Nigra würde sich sicherlich gut als Setting eines neuen Romans machen…

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