Märchenhafter Elemente-Zauber

TRIER. Mit einer Märchennacht rund um die Mystik des Elements Wasser schaffte das Ensemble "1001 Märchen" aus Dresden einen ausgleichenden Ruhepol an betriebsamen Tagen auf dem Gartenschaugelände. Im Spiegelzelt konnten Besucher in Erinnerungen an Kinderzeiten versinken, als Eltern oder Großeltern Geschichten erzählten.

50 freie Sprecher und Musiker aus allen Bereichen des Theaters gehören zum Ensemble "1001 Märchen", das seit einigen Jahren in Dresden erfolgreich Märchenlesungen veranstaltet. Exotischer Austragungsort ist dort die farbige Glaskuppel der Yenidze, eines um 1908 erbauten moscheeartigen Gebäudes in pseudo-orientalischem Stil. "Anfangs für Kinder gedacht, fanden unsere Lesungen immer mehr Anklang bei Erwachsenen, die Freude daran haben, über geheimnisvolle Geschichten zu staunen", erzählt die ausgebildete Theaterdramaturgin Katrin Jung. Sie ist eine der vier Ensemble-Mitglieder, die von der Elbe an die Mosel gereist waren, um das Spiegelzelt der LGS in den Zauber einer Märchennacht zu tauchen. Ein bisschen orientalisches Flair hatte die Gruppe mitgebracht. Farbige Kostüme, Tücher, ein Diwan mit Kissen und teils exotische Musikinstrumente ließen 1001-Nacht-Atmosphäre aufkommen. Gebannt vertieften sich große und kleine Zuhörer in die fantastische Welt, die Katrin Jung und Jochen Hei-mann als Erzähler aufleben ließen. Umrahmt, gefühlvoll untermalt und ergänzt wurden ihre Geschichten von Musik, die Dirk Hessel und Jan Heinke auf Schlag- und Blasinstrumenten machten. Die Märchen rankten sich um das Wasser, seine Urgewalt, seine Symbolkraft und all die geheimnisvollen Wesen, die Menschen überall und zu allen Zeiten mit ihm in Verbindung brachten. Mit sicherer und klarer Stimme, gut betont und gelegentlich im Dialog trugen die beiden Sprecher nachdenkliche, heitere und fantastische Texte vor. Eine Variation des klassischen Märchens vom Fischer und seiner Frau war zu hören, die Geschichte, wie das Salz ins Meer kam oder die Tragödie eines Fischers, der einer Nixe verfällt. Auch mythologische und religiöse Inhalte waren darunter, so eine Sage, wie der Kreislauf des Wassers unter Zusammenwirken der Elemente zustande kam oder wie Gott und Teufel um eine Seele ringen. Besonders reizvoll war die Fabel vom singenden Fisch nach Werner Heiduschek, die das Erwachsen werden und einen Platz in der Gesellschaft finden zum Thema hatte. Hier verblüffte vor allem Jan Heinke durch eigentümlichen Obertongesang und das Spiel auf einer Muschel. Die Zuhörer spendeten viel Applaus. Was sie erlebt hatten, war eine Reise in die eigene Vorstellungskraft, voller plastischer Bilder. Ein wohltuendes und entspannendes Erlebnis als Gegenpol zu Hektik und Reizüberflutung.

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