Maler auf Wanderschaft

TRIER. Auf der Suche nach Impressionen machte sich eine 30-köpfige Gruppe auf den Weg nach Italien. Kaum angekommen, war sie beim Malen und Wandern in der atemberaubend schönen Cinque Terre plötzlich da, "die Leichtigkeit des Seins".

6.40 Uhr, Flughafen Hahn: der Flieger hebt ab aus dem nasskalten Herbstwetter Richtung Pisa. Mit an Bord eine 30-köpfige Gruppe um Peter Michels-Malat, Leiter der ungewöhnlichen Reise. Auch mit dabei, die Gedanken um Beruf, Familie und die alltäglichen Verpflichtungen. Noch. 7.55 Uhr: Die Erde hat die Passagiere wieder. Beim Verlassen des Flugzeuges riecht es förmlich nach Italien. Ein lauwarmes Lüftchen weht, die Strahlen der Morgensonne verheißen Gutes. Das Treiben in dem Flughafengebäude ist emsig, die Durchsagen sind jetzt in italienisch. Flott einen Espresso im Stehen schlürfen, ist Pflicht, bevor ein Bus die hundert Kilometer Richtung "Cinque Terre", dem landschaftlichen Höhepunkt der Riviera und dem eigentlichen Ziel der Gruppe, dem "il borga di campi", aufbricht.Blick über den Ozean

Gigi und seine Frau haben dort ein altes Winzerdorf vor dem Verfall gerettet und die Häuschen, die in üppigen Weinterrassen liegen, liebevoll zu Appartements umgebaut. Sie sind eingebettet in grüne mediterrane, von bunten Blumen durchsäte Vegetation. Tief unten liegt das unendliche blaue Meer. Meterhohe Wellen peitschen gegen das Ufer der Steinküste. Der atemberaubend schöne Blick über den Ozean, der in den schönsten Farbtönen, von türkisblau bis violett, schimmert, bietet den Hobbykünstlern Malobjekte ohnegleichen. Und derer hat die "Cinque Terre" unzählige zu bieten: Traudl Bayer ist fasziniert von den bunten Booten am Hafen von Vernazza, einem der fünf ursprünglichen Orte, die zur "Cinque Terre" gehören. Es riecht nach Seetang, und Möwen ziehen ihre Kreise. "Das Malen verändert den Blick, jedes Detail wird plötzlich wahrgenommen", sagt die Trierer Künstlerin Irmgard Weber, Leiterin der Malgruppe. Die bunten Fassaden der Häuser, die abenteuerlich übereinander gestaffelt am Hang stehen, werden mit den geschärften Blicken lebendig. Auf den, zwischen grünen und roten Klappläden gespannten Wäscheleinen flattern Kleider. Der abgeblätterte Putz erzählt von der wettergegerbten Atmosphäre an der Küste. Irmgard Weber steht den Malerinnen den ganzen Tag über mit ihrem fachmännischen Rat zur Seite. Pause macht die Künstlertruppe auf der Terrasse eines Cafés oder beim Schlendern mit einem Stück Olivenpizza in der Hand durch die Gassen des pittoresken Fischerdorfes. Immer mit dabei: Stift und Papier. Am frühen Abend treffen sich die Künstler auf einer Terrasse des "il borga die campi" wieder, um die Bilder zu besprechen.Traumhafte Wege

Peter Michels-Malat hat ein Händchen für traumhafte Wege, die an Pinien und Ölbäumen und den Stielhängen der Küste vorbeiführen. "Schon mit dem Abstellen des Gepäcks habe ich auch die Alltagslast abgestellt, und in den Wanderungen schöpfe ich Kraft", sagt ein Teilnehmer und sucht das weitere Gespräch mit seinem Weggefährten. Plaudern, die Natur aufnehmen, die Gedanken ziehen lassen - dann bleibt der Stress auf der Strecke. "Die Wanderer erleben die Natur ganz anders. Zwar gehen sie nicht absolut an ihre Grenzen, doch sie erfahren ihren Körper neu", sagt Michels-Malat. Die Reise befriedigt unterschiedliche Interessen. Während Ruth Hartz zu Pinsel und Farbe greift, schnappt sich ihr Mann die Wanderstöcke. Beim gemeinsamen Abendessen im urigen Restaurant des "il borga die campi" werden noch einmal die Sinne angesprochen. Bei einem italienischen Wein, selbst gemachter Pasta, schmackhaft zubereiteten Fisch- und Fleischgerichten und einem süßen Dessert lassen die Teilnehmer ihre Tageseindrücke Revue passieren. Nach einer Woche hebt der Flieger wieder ab Richtung Heimat. Mit im Gepäck: Impressionen, die schöner sind als jede Postkarte.

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