"Man muss seinem Kind was zutrauen"

Julia Koch (Tv-Foto: Marcus Stölb) ist bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion zuständig für 32 Grundschulen in Trier und der Verbandsgemeinde Konz. Außerdem zeichnet die Schulrätin bei der ADD für den Bereich "Bildung für nachhaltige Entwicklung" verantwortlich und organisiert in diesem Rahmen die Kindermeilen-Kampagne mit.

TV-Mitarbeiter Marcus Stölb sprach mir ihr über Elterntaxis und warum Mütter und Väter besser beraten sind, ihre Kinder nicht in die Grundschule zu chauffieren.
Frau Koch, schlechtes Wetter, ein schwerer Ranzen, Zeitnot - ist es nicht manchmal verständlich, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto in die Schule fahren?
Julia Koch: Tatsächlich gibt es Situationen und organisatorische Zwänge, innerhalb derer es manchmal nicht zu vermeiden ist. Ich halte nichts davon, mit dem erhobenen Zeigefinger auf diese Eltern zu zeigen. Aber ich bin doch auch davon überzeugt, dass Mütter und Väter ihren Kindern keinen Gefallen tun, wenn sie meinen, sie in die Schule fahren und den Ranzen bis vors Klassenzimmer tragen zu müssen. Im Gegenteil: Sie bringen ihre Kinder damit um eine ganze Reihe wichtiger Erfahrungen!
Was meinen Sie konkret?
Koch: Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen oder mit dem Fahrrad fahren, lernen sehr viel für ihr Leben. Sie trainieren beispielsweise ihren Orientierungssinn, indem sie immer wied er neue Wege erkunden. Sie entdecken so ihr Wohnumfeld und machen morgens auf dem Weg zur Schule schon viele tolle Beobachtungen. Es ist deshalb auch völlig okay, wenn sie mal trödeln und träumen, das gehört dazu. So lernen sie auch, Entfernungen und Zeiträume einschätzen zu können. Abgesehen davon ist die Bewegung an sich schon sehr wichtig für die Kinder. Nicht zu vergessen: Sie sollten Zeit mit Gleichaltrigen verbringen und nicht ständig unter Beobachtung der Eltern stehen.

Trotz all dieser positiven Faktoren gibt es aber doch auch Mütter und Väter, die schlicht Angst um ihr Kind haben?
Koch: W enn Eltern Ängste äußern, sollte man diese ernst nehmen und versuchen, sie ihnen zu nehmen. Es ist zum Beispiel wichtig, die Schulwegsicherheit zu verbessern. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, zum Beispiel den Walking-Bus: Mehrere Kinder eines Wohngebiets gehen gemeinsam zur Schule. Eltern, die Zeit haben, begleiten sie Ab er grundsätzlich gilt: Man muss seinem Kind auch etwas zutrauen, das stärkt seine Selbstständig keit! mst

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