Manche macht die Rallye rasend

Der Ärger ist Stadtgespräch: Einer kommt nicht ins Bett, andere fallen zu früh hinaus, die Suche nach Bushaltestellen wird zur Odyssee, und ein Rallye-Ordner verteilt Prügel. Viele Trierer können ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, warum die Randerscheinungen der Deutschland-Rallye sie verärgert haben.

Trier. "Aber ich will doch nur in mein Bett", sagt ein etwa 30-Jähriger. Es ist Sonntagmorgen. Vor ihm stehen vier Männer mit orangefarbenen ADAC-T-Shirts und ein Absperrgitter, das die Rindertanzstraße von der Rennstrecke trennt. Die durchzechte Nacht sieht man ihm deutlich an. Immer wieder zeigt er Richtung Christophstraße. Sein Name stehe doch auf der Klingel. Sie müssten doch nur mal gucken.Doch die Männer bleiben hart. Ohne Passagierschein kommt hier niemand durch. Bett hin, Bett her. Wie ihm ist es am Sonntag auch anderen ergangen, denn rings um den "Circus Maximus" war die Innenstadt abgeriegelt. Pech für den jungen Mann - und für alle, die wie er versäumt haben, sich ihren Passagierschein abzuholen. Pech auch für alle, die sich diesen letzten Ferientag ausgesucht haben, um aus dem Urlaub zurückzukehren. Doch nicht nur diejenigen, die unmittelbar an der Rennstrecke wohnen, waren von den Randerscheinungen der Rallye betroffen. Eine besonders unangenehme Erfahrung machte Georg Ruby aus Welschbillig-Hofweiler. Als er gegen 10.30 Uhr durch die Moselstraße wollte, trat ihm ein Sicherheitsmann in den Weg. "Fußgänger müssen hier raus. Mach dich ab", habe der Mann ihm "in rüdem Ton" gesagt. Eine Erklärung dafür habe es nicht gegeben. Der Versuch, seinen Weg fortzusetzen, endete auf dem Asphalt. Der Ordner habe ihn zu Boden geschlagen. Nun humpelt er und hat Strafanzeige erstattet. Dies blieb nach Auskunft der Polizei die einzige Gewalttätigkeit während der Rallye. 17 Anzeigen handelten sich Rallye-Fahrer wegen Verkehrsvergehen ein. "Ansonsten war alles undramatisch", sagt der Einsatzleiter. Größere Staus habe es nicht gegeben - auch deshalb, weil ein Hubschrauber permanent Luftbilder lieferte, die es ermöglichten, kurzfristig zu reagieren.Dass die Rallye Stress wird, sei klar gewesen, sagt eine Trie-rerin aus der Moselstraße. "Aber dass ich deshalb nicht mehr zum EC-Automaten komme, der Weg zum Bahnhof versperrt ist und die Busse anders fahren…" Sie ist sichtlich verärgert. Ihre Suche nach einer Bushaltestelle wurde zur Odyssee. Zum Bahnhof kam sie nicht, also versuchte sie es am Nikolaus-Koch-Platz. Dort las sie, dass die Busse in der Karl-Marx-Straße fahren. Ähnliche Irrwege dürften viele zurückgelegt haben, denn bereits seit Samstagabend war, zumindest mit dem Auto, kein Durchkommen mehr. Unruhige Tage hat auch der Eurener Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz hinter sich. Mindestens 50 Bürger hätten angerufen, um sich über den Lärm zu beschweren, den vorbeifahrende Rallye-Autos allmorgendlich schon gegen 6.30 machten. "Noch durchs Telefon hat's unheimlich geschallert", sagt er. Schmitz ärgert sich, dass niemand ihn vorher informiert hat, was die Rallye für Euren mit sich bringen wird Auch Bewohner der unweit des Messeparks gelegenen Lambertistraße seien sauer: Sie haben ihre Straße kurzerhand abgesperrt. Denn um zum Fahrerlager zu kommen hatten immer wieder Fans dort geparkt - und alles "Verzeihung, verpinkelt und verschissen". Michael Rahe, Vorstandssprecher von Bündnis90/Die Grünen Trier-Saarburg, zieht eine negative Bilanz der ADAC-Rallye. "Wir fordern die Stadt auf, die Rallye in dieser Form nicht zu wiederholen. Sie ist eine Zumutung für alle Anwohner und ein Ärgernis für viele Einwohner.." (Bericht folgt)

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