Marx: Kapital für Trier

Ist Karl Marx Kapital für Trier? Das war eine der Fragen, der die Podiumsteilnehmer nach dem etwa einstündigen Dokumentarfilm nachgingen. Weit mehr als 300 Besucher waren in die Aula des Angela-Merici-Gymnasiums gekommen, um etwas zu erfahren über den berühmtesten Sohn der Stadt Trier, Karl Marx. Sein Leben und Wirken sind in einem neuen Film der Trierer Brüder Gernot und Carsten Jaeger dokumentiert.

 Helmut Leiendecker spielt den berühmtesten Sohn der Stadt Trier, Karl Marx, im neuen Dokumentarfilm..TV-Foto: Gabriela Böhm

Helmut Leiendecker spielt den berühmtesten Sohn der Stadt Trier, Karl Marx, im neuen Dokumentarfilm..TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. Der Film und die Filmemacher, an denen innerhalb kürzester Zeit Radio- und Fernsehsender beachtliches Interesse haben, richte sich nicht an Marx-Experten, erklärte der Journalist Gernot Jaeger. Adressat seien alle, die an Marx interessiert seien — beispielsweise auch Schulen —, und einen barrierefreien Zugang zu dem umstrittenen Denker suchten. Der Film bekam viel Beifall vom Publikum und ausdrückliches Lob von Oberbürgermeister Klaus Jensen. Schließlich gelang der Stadt damit quasi auf den letzten Drücker eine öffentliche Veranstaltung anlässlich des 125. Todestages von Marx am 14. März — ein Pfund, mit dem man besser hätte wuchern können. Schwamm drüber: Die Podiumsdiskussion unter Moderation des städtischen Presseamtsleiters Hans-Günther Lanfer war ein geglückter Einstieg, Marx in das öffentliche Licht zu rücken.Für kräftige Lacher sorgte Helmut Leiendecker, der in dem Film die Ikone mit dem Rauschebart trefflich verkörpert. Er sei sehr stolz gewesen, dass man ihm die Rolle angeboten habe, meinte er. "Ich bin sehr respektvoll rangegangen, habe mich ja kaum getraut, mich im Film zu bewegen", gestand er lachend. Und: "Ich war sehr erleichtert, als ich gemerkt habe, dass ich nicht schwätzen musste." Ob Marx moselfränkischen Dialekt gesprochen hat? Auf jeden Fall hätten Marx und seine Familie einen bestimmten rheinischen Tonfall gehabt, erklärte später Professor Beatrix Bouvier, Leiterin des Karl-Marx-Hauses. Ideenwettbewerb für ein Denkmal in der Stadt

Sie desillussionierte diejenigen Trierer, die Marx und Trier eine besondere Verbindung zuschreiben oder gar die Heimat als Wurzel seiner geistigen Entwicklung sehen. Seine Beziehung zu Trier, wo er geboren wurde und 17 Jahre lebte, rühre besonders aus seiner Liebe zu Jenny von Westphalen, seiner Trierer Jugendliebe und späteren Ehefrau. Einig waren sich alle Podiumsteilnehmer, dass man Marx noch immer zu verkrampft sehe und ihn verstärkt als "Kapital" einsetzen sollte. Jensens Vorschlag, nicht nur im Hinblick auf die vielen chinesischen Besucher das Karl-Marx-Haus und die Stiftung verstärkt ins öffentliche Licht zu stellen, wurde postwendend von Bouvier als Flankenhieb an die Stadt aufgegriffen: "Wie wäre es, irgendwas von Karl Marx noch in der Stadt aufzustellen?" Ein Ideenwettbewerb im Hinblick auf den 5. Mai 2018, dem 200. Geburtstag von Marx, sei eröffnet, so Jensen. "Das kann und darf nicht an Trier vorübergehen." Bereits zum 190. Geburtstag im Mai soll es ein facettenreiches Jubiläumsfest geben mit einem Tag der offenen Tür im Karl-Marx-Haus.

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