"Mary-Ranch" mit vielen Vorzügen

MARIAHOF. (rm.) Wie lebt es sich im Stadtteil Mariahof? Diese Frage beantwortet die Familie Thomas und Jutta Albrecht (Kaiser-Augustus-Straße), die für den TV folgenden Gast-Beitrag als Auftakt der Stadtteil-Serie verfasste.

Über 40 Jahre ist es nun her, dass Thomas - als Zweitklässler - erstmals nach Mariahof zog. Das Elternhaus in der Kaiser-Augustus-Straße war damals eines der ersten Gebäude. Die Gründe, die Thomas' Eltern zum Umzug nach Mariahof bewogen haben, sind nach wie vor aktuell: Das Viertel liegt auf einem Hügel über dem Stadtkessel in guter Luft, dennoch wohnt man stadtnah und mit hervorragender Busverbindung. Mariahof ist eine Gartenstadt, ein Stadtteil mit viel Grün, eine Stadt im Grünen. Rundum befinden sich viele Spazierwege, auch in Wäldern. Die umgebende Landschaft war, als wir hier hinzogen, quasi ein riesiger Naturspielplatz für unsere damals fünf- und dreijährigen Kinder Sarah und Christoph. Gute Nachbarschaft und Ersatz-Großeltern

Leider nutzen sie ihn heute nicht mehr so, wie Thomas es als Kind getan hat. Eigentlich schade. Vielleicht liegt es daran, dass heute der Reiz des Verbotenen fehlt. Denn lange Zeit waren weite Teile des Mattheiser Waldes militärisches Sperrgebiet, und die Mariahofer Kinder sind damals noch oft auf "scharfe Sachen" gestoßen. Vor acht Jahren sind wir in das elterliche Haus wieder zurückgekehrt und haben somit den Generationswechsel vollzogen. So wohnen hier Jung und Alt zusammen, man hilft sich gegenseitig. Unserem fünfjährigen Martin gefällt dies sehr, hat er doch in unserer Straße viele Ersatz-Omas und Opas. Wir freuen uns über diese wirklich gute Nachbarschaft. Nur könnten etwas mehr Kinder hier wohnen, Mariahof ist inzwischen auch ein etwas "alter" Stadtteil geworden. Vorbei ist die Zeit, dass 40 Kinder in der Kaiser-Augustus-Straße miteinander spielen konnten. Eine gewachsene dörfliche Struktur, wie man sie in den eingemeindeten Ortsteilen vorfindet, fehlt allerdings. Vor allem Jutta, die aus einem Dorf in der Eifel stammt, vermisst dies etwas. Es fehlen ihr zum Beispiel Feste, die das Brauchtum pflegen, sei es das Maibaum-Fest oder die Kirmes. Es mangelt jedoch auch am Vereinsleben. Es existiert der Sportverein (SSG Mariahof), der neben dem Verein für Kinder und Jugendarbeit ein sehr wichtiger Ansprechpartner für die jungen Mariahofer ist. Es gibt auch die katholische Kirchengemeinde. Aber das ist es dann schon gewesen. Auch eine Möglichkeit des Zusammenseins, so etwas wie ein Bürgerhaus, vermissen wir. Das Zusammenleben der hier recht vielfältigen Gesellschaft, der Bewohner der Eigenheime, der Mehrfamilienhäuser der gbt, der Aussiedlerfamilien aus den Staaten der ehe-maligen Sowjetunion könnte auf diese Weise sicherlich verbessert werden. Unsere Kinder haben sich schon nach kurzer Zeit hier eingewöhnt. Es gefällt ihnen hier. Weniger schön finden sie, dass es kein "richtiges Dach" (das heißt: keinen Speicher) gibt; uns fehlt der Stauraum. In den 60er Jahren fand man die Flachdach-Bauweise noch schick, eine Meinung, die wir jedenfalls nicht mehr teilen. Zudem spüren wir jetzt die Kosten, die damit verbunden sind, so ein Dach dicht zu halten. Nach einem Hageleinschlag im Vorjahr ist schon wieder eine Sanierung fällig. Jutta ist begeisterte Köchin. Sie kocht am liebsten mit Gas, das ist umweltfreundlich und praktisch. Das droht jedoch bald anders zu werden. Die Stadtwerke wollen das Erdgasnetz abschalten. Das Fernheizwerknetz - eine weitere Mariahofer Besonderheit - muss dringend saniert werden, daher müssen die Stadtwerke Kosten sparen. "Es wäre für mich ein großer Verlust auf das Erdgas verzichten zu müssen", meint Jutta. Ein großer Verzicht wäre es hauptsächlich für die älteren, nicht mehr mobilen Mitbürger, wenn es nicht mehr möglich wäre, auf die Schnelle einmal in den "Deko" einkaufen zu gehen. Junge Familien - vorwiegend mit mehreren Kindern - bevorzugen es, ihre gesamten Einkäufe auf der grünen Wiese zu erledigen. Wie lange können sich die kleinen Geschäfte noch hier auf Mariahof halten? Überhaupt merkt man Mariahof mittlerweile an, dass es etwas "in die Jahre gekommen" ist. Die Bürgersteige und die Straßen sind sanierungsbedürftig, doch hierfür fehlt das Geld. Bei allen Wünschen für unseren Stadtteil können wir aber auch sagen, dass wir uns wohlfühlen auf unserer "Mary Ranch". Am Montag in unserer Mariahof-Serie: Der Jugendtreff im Stadtteil und seine neuen Projekte.

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