Mattscheibe ist Heuschreck-freie Zone

TRIER. "Trier lacht" am Sonntag, 9. Februar, ab 20.15 Uhr auf den Mattscheiben im Südwesten der Republik. Ganz Trier? Nein. Denn beim kollektiven Narrenauftrieb in der Europahalle fehlt ausgerechnet das Flaggschiff Heuschreck.

DasFlehen der Fernsehmacher des Südwestrundfunks (SWR) wurde erhört.Nach sechsjähriger Abstinenz dürfen sie endlich wieder demRegionalproporz Rechnung tragen und im Dritten Programm dem Restdes Sendegebiets zeigen, wie lustig die Trierer Karneval feiernkönnen. Hinter den Kulissen ging es weniger spaßig zu. Seit 1999, zwei Jahre nach der letzten Fernsehsitzung made in der Europahalle, klopften die SWR-Leute immer wieder zwecks Neuauflage bei der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) an ­ und bissen jedesmal auf Granit. "Wir konnten uns nie einigen", so die diplomatische Umschreibung von ATK-Präsident Peter Pries (59). Die Trierer Vereine standen sich stets selbst im Weg, und zwar mit höchst unterschiedliche Motivationen. Die einen litten unter dem Trauma der 1997 von den Fernsehmachern diktierten Programmauswahl, und die KG Heuschreck als Platzhirsch mochte sich ihre Exklusiv-Narhalla nicht vom SWR streitig machen lassen.

Der nun gefundene Kompromiss trägt vielen Trierer Wünschen Rechnung. "Wir selbst bestimmen die Programmpunkte", betont Peter Pries. Ein von der ATK gebildeter 13-köpfiger Ausschuss hat sich vier Wochen lang in der BBS-Aula und der Festhalle Am Bach vorsingen, vortanzen und vorbütten lassen und per ausgeklügeltem Punktesystem ermittelt, wer nächste Woche auf die Europahallen-Bühne darf. Ganz wohl ist dem ATK-Chef nicht dabei: "23 Tänze wurden uns angeboten. Acht sind dabei; aber mindestens ein Dutzend hätte die Teilnahme verdient gehabt." Mit Wort- und Gesangsbeiträgen verhalte es sich ähnlich. Allerdings: Die Generalprobe am 6. Februar und die Aufzeichnung tags darauf dauern jeweils vier Stunden, die Sendung am 9. Februar (Beginn 20.15 Uhr) nur rund drei Stunden. Pries: "Da wird der SWR wieder einiges herausschneiden müssen."

Den Heuschreck jucken derartige Überlegungen nicht. Triers älteste, größte und renommierteste Karnevalsgesellschaft, die 1997 noch fast ein Drittel des Programms bestritt, hält sich diesmal völlig heraus.

Gastronomie profitiert von der Fernsehproduktion

Argument: der Sendetermin sechs Tage vor der Premieren-Sitzung. "Wir können es unseren Besuchern nicht zumuten, Eintritt zu zahlen für ein Programm, das sie teilweise schon aus dem Fernsehen kennen", begründet Heuschreck-Präsident Gustl Thormeyer (66) den von allen Vereins-Aktiven abgesegneten Verzicht.

Das allerdings müsse kein Nein auf immer sein: "Sollte der SWR eine solche Sendung wie 1997 erst kurz vor Karneval zeigen, wären wir gerne bereit, uns zu beteiligen."

Pries bedauert die Heuschreck-Absage: "Ein echter Verlust. Aber das müssen wir akzeptieren, und ich denke, wir werden Trier auch so hervorragend präsentieren."

An dem Streifzug durch trierische Narrengefilde beteiligen sich unter der Sitzungsleitung von Pries rund 350 Akteure einschließlich der 14 Garden, die den farbenprächtigen Einmarsch gestalten. Es folgen gut zwei Dutzend Programmpunkte mit der Leiendecker-Bloas, De Funkis, den Bachmelodikern, Franz Wanninger, Adelheid Steines, Jürgen Jacobs und Jürgen Wollmann.

Neben der unvermeidlichen Polit-Ehrengäste-Prominenz (Beck, Böhr, Mertes) und dem als Ehrengast eingeladenen Guildo Horn können bei Generalprobe und Aufzeichnung jeweils rund 790 Besucher dabei sein (Eintrittskarten ausschließlich beim Trierer Wochenspiegel, Rindertanzstraße). Die Ausstrahlung peilt die 1997er Marke an: Damals sahen 1,26 Millionen Zuschauer in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg die Sendung aus der Europahalle, was einer Quote von 21,1 Prozent entspricht.

Nicht-Fastnachtern zum Trost: Nach Angaben von SWR-Produktionsleiter Bernd Halefeldt beschert der Fernsehkarneval der Trierer Hotellerie und Gastronomie zusätzliche Einkünfte. "Die Vorarbeiten in der Europahelle beginnen bereits am kommenden Wochenende. Und dann rückt der Stab nach und nach an. Ich schätze, da werden insgesamt 250 bis bis 270 Übernachtungen zusammenkommen."

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