Mehr Freiräume

Eine Schule neuen Typs - das fordert der Bonner Erziehungswissenschaftler Volker Ladenthin. Er sprach zum traditionellen Neujahrsempfang des evangelischen Kirchenkreises zum Beginn des Schuljahres. Rund 200 Gäste kamen dazu in die Trierer Basilika.

 Neujahrsempfang des evangelischen Kirchenkreises Trier in der Basilika: ADD-Präsident Josef-Peter Mertes, Landeskirchenrätin Elke Wieja, der Bonner Erziehungswissenschafter Volker Ladenthin und Superintendent Christoph Pistorius (von links). TV-Foto: Bernd Wientjes

Neujahrsempfang des evangelischen Kirchenkreises Trier in der Basilika: ADD-Präsident Josef-Peter Mertes, Landeskirchenrätin Elke Wieja, der Bonner Erziehungswissenschafter Volker Ladenthin und Superintendent Christoph Pistorius (von links). TV-Foto: Bernd Wientjes

Trier. (wie) Vermitteln Schulen das, was Schüler tatsächlich wissen müssen, um fit für die Zukunft zu sein? Nicht in jedem Fall, sagt der Bonner Erziehungswissenschaftler Volker Ladenthin. Zu oft orientiere sich die Schule an der Vermittlung klassischen Wissens, statt die Schüler zu lehren, wo sie Wissen finden und wo die Grenzen dessen sind, so der Wissenschaftler in seinem Vortrag in der Trierer Basilika. Mit den Schulen im klassischen Sinn hat Ladenthin wenig am Hut. Er fordert eine progressivere Schule, die mehr ist als reine Lehranstalt sein muss, Pädagogen und Schüler sollten eine Einheit, ein Team bilden. Lehrer sollten Hilfe zur Selbsthilfe geben, damit die Kinder und Jugendliche lernen, richtig zu denken, sich selbst Normen und Werte zu setzen. Forderungen, die nicht unbedingt in die Lehrpläne passen. Ladenthin will aufrütteln, will aufzeigen, dass Schule kein starres System sein darf, dass Lehrer mehr Freiräume brauchen, das Schüler nicht zu reinen Lernmaschinen verkommen dürfen. Die Selbständigkeit der Kinder und Jugendlichen soll gefördert werden. Zumindest dürfte der Erziehungswissenschaftler mit seinen teils provokanten, manchmal philosophischen, humorigen Äußerungen die anwesenden Lehrern und Eltern zum Nachdenken angeregt haben. Vor allem beim Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD) Josef-Peter Mertes, Chef der Schulaufsicht in Rheinland-Pfalz, dürften Ladenthins Bemerkungen auf offene Ohren gestoßen sein. Denn auch Mertes fordert eine neue Schule mit mehr Selbständigkeit, Qualität, Eigenverantwortung der Schüler und Freiräumen für Pädagogen. Mit der gerade anlaufenden Qualitätsüberprüfung der staatlichen Schulen unterstütze das Land diesen Weg, sagt Mertes. Ganz ohne Kritik an den monatelangen Streitereien am Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium zwischen Träger und Schulleiter bleibt allerdings Mertes Grußwort an diesem Abend nicht. Das Gerangel habe ihm "viel Kummer" bereitet. Auch Landeskirchenrätin Elke Wieja spricht von einem "sehr schwierigen, unruhigen Jahr" und wünscht den Beteiligten "starke Nerven".

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