Mehr Mut zu Mathe und Maschinenbau

TRIER. "Was ich will, das kann ich." Der Leitspruch des Ada-Lovelace-Projekts ist Programm. Seit fünf Jahren versuchen die Mitarbeiterinnen in Trier, Frauen für naturwissenschaftlich-technische Studiengänge und Berufe zu gewinnen.

Naturwissenschaften und Technik sind nichts für Frauen - seit 1998 kämpfen die Mitarbeiterinnen des Ada-Lovelace-Projekts (ALP) in Trier gegen dieses weit verbreitete Vorurteil. Mit Hilfe von Informationsveranstaltungen, Schnupperkursen und Seminaren zur Förderung des Selbstvertrauens machen sie jungen Frauen Lust auf "klassische" Männerberufe.Als Mentorinnen sollen ältere Studentinnen technischer oder naturwissenschaftlicher Studiengänge Schülerinnen einen Einblick in ihre Fächer gewähren. Mit vier Mentorinnen startete das Projekt an der Fachhochschule, mit fünf an der Universität.Inzwischen haben die Koordinatorinnen 14 Mentorinnen an der FH und 36 an der Uni angeheuert. Auch sie gewinnen durch das Projekt zusätzliches Selbstbewusstsein. "Einige Mentorinnen haben sich zur Promotion in männerdominierten Fächern entschlossen", berichtete Marion Holländer, Ada-Lovelace-Koordinatorin an der Fachhochschule Trier, bei der Jubiläumsfeier im Haus Fetzenreich.Einen Überblick über die Entwicklung des Frauenanteils in verschiedenen naturwissenschaftlichen Fächern gab der Dekan des Fachbereichs IV der Universität Trier, Professor Wolfgang Gawronski. Im Fach Mathematik etwa seien in Deutschland 1925 19 Prozent der Studienanfänger weiblichen Geschlechts gewesen, 1957 20 Prozent und 1987 37 Prozent. 1998, zu Beginn der Arbeit des ALP in Trier, waren immerhin 47 Prozent Frauen unter den Mathematik-Erstsemestlern in Deutschland.Generell kann sich die Universität Trier nicht über Frauenmangel beklagen: 57 Prozent der Studierenden sind Frauen.Gerade in den "klassischen" Männerfächern wie Mathematik und Informatik ist die Zahl der Studentinnen in den vergangenen Jahren stark gestiegen.Immer noch verschwindend gering ist aber die Zahl der Frauen auf den höheren Ebenen des Hochschulapparats: Schon unter den Doktoranden ist das weibliche Geschlecht drastisch in der Minderheit, in der Professorenschaft sind sie eine seltene Ausnahme. Nicht gerade einfach ist es auch, Frauen für manche technischen Fächer der FH, etwa Maschinenbau, zu begeistern.Das ALP beschränkt sich nicht mehr nur auf Uni und FH, es wurde inzwischen auf technische Berufe allgemein ausgeweitet. So machen die Mentorinnen in Schulen Werbung für Ausbildungsgänge wie den zur Fachinformatikerin. Mit der Projektarbeit zeigte sich Claudia Winter, Frauenbeauftragte an der Uni Trier, sehr zufrieden: "Wir werben gezielt und ganz offen für eine Sache." Bis die Ziele des Projekts erreicht seien, bedürfe es aber weiterer Arbeit. Winter: "Vieles läuft inoffiziell. Was wir brauchen, sind lebende Vorbilder."Raus aus der Tradition

Die Frauenbeauftragte forderte Frauen wie Männer dazu auf, Gleichberechtigung Realität werden zu lassen. "Wir müssen raus aus einer Tradition, die für beide Geschlechter negative Auswirkungen hat."Nicht nur Frauen sollteyn mutig sein, Beruf nach ihren Interessen wählen. Winter: "Wichtig ist es auch, junge Männer zur Wahl von Berufen wie Erzieher oder Grundschullehrer zu ermuntern - auch wenn das keine spezielle Aufgabe des Ada-Lovelace-Projekts ist."

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