Mehr Sicherheit mit Baby-Kino

EHRANG. Seit Jahren gehört die Ultraschalluntersuchung in der Schwangeren-Vorsorge und Pränatalmedizin zum Standard. Mit einem hochmodernen Gerät werden jetzt bewegte Ultraschallbilder gemacht. Das Marienkrankenhaus in Ehrang hat das erste im Stadtgebiet.

Schon längst gehört die Ultraschall-Untersuchung mit zweidimensional arbeitenden Geräten in der Gynäkologie und Schwangeren-Vorsorge zum Standardprogramm. Wie am Bildschirm eines Fernsehers können dabei werdende Eltern schemenhaft ihr Kind erkennen. Auch 3-D-Ultraschalluntersuchungen, die Standbilder mit räumlicher Darstellung ermöglichen, gibt es - überwiegend in Krankenhäusern - schon seit Jahren. Einen weiteren Schritt geht seit kurzem das Ehranger Marienkrankenhaus mit einem High-Tech-Gerät: Seit dem Sommer verfügt das Krankenhaus über ein 4-D-Gerät vom Typ "Voluson Expert 730". Höhe, Breite, Tiefe - die vierte Dimension ist die Zeit.Daumenlutschen auf dem Schirm

Mit "4-D-real-time-Aufnahmen" schauen Eltern ihrem Nachwuchs live beim Daumenlutschen oder Schlucken in bewegten Bildern aus dem Mutterleib zu - und erhaschen vielleicht ein Lächeln des Babys. Ein Erlebnis, das bei Patientinnen meist Faszination auslöst. Und in Amerika schon längst gewerblich als "Baby-Kino" angeboten wird. Auch bei einer Fortbildungsveranstaltung im Marienkrankenhaus seien die Ärzte begeistert gewesen, berichtet Oberarzt Stefan Schmitt-Heidsieck. Dabei sind auch die herkömmlichen Geräte nicht schlecht. "Die meisten Auffälligkeiten bei Ungeborenen sind von einem guten Ultraschaller auch mit den konventionellen 2-D-Geräten zu sehen", meint Wolfgang Günther, Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe. Tatsächlich sollten nur 0,4 Prozent bis vier Prozent mehr Fehlbildungen mit 4-D-Geräten dieser Art entdeckt worden sein, sagt Schmitt-Heidsieck. Dies sei ein gemittelter Wert, der die erheblich größere Erkennbarkeit von Skelettfehlbildungen nicht erfasse. Denn Vorteile bringe das 4-D-Gerät hauptsächlich bei Betrachtungen des Skeletts, beispielsweise bei der Diagnose des offenen Rückens. Das Beobachten des ungeborenen Kindes diene auch der Festigung der Eltern-Kind-Bindung, glauben Schmitt-Heidsieck und Günther. Etwa um die 25. Schwangerschaftswoche herum sei der ideale Zeitpunkt für eine 4-D-Ultraschalluntersuchung. Nicht nur bei der Schwangerschaftsvorsorge, auch in der Gynäkologie ist 4-D-Utraschall hilfreich. So bei der ultraschallgezielten Biopsie, der Entnahme von Proben aus der Brust bei verdächtigen Gewebeveränderungen. "Das Gerät hat für uns zusätzlichen Nutzen durch seine bessere Darstellung", sagt Schmitt-Heidsieck und spricht von einer "Revolution des Ultraschalls". Auch in Hinblick auf den angestrebten Nebenstandort des Brustzentrums Mutterhaus dient die Anschaffung des Geräts der Diagnosesicherheit mit neuester Technologie, sagt der stellvertretende kaufmännische Direktor Jürgen Pohl. Immerhin lagen die Kosten für zwei gekaufte Geräte für die Abteilungen Inneres und Gynäkologie "in einem gut sechsstelligen Bereich". Frauen, die Live-Aufnahmen lediglich im Sinne eines "Baby-Kinos" aus dem Mutterleib wünschen, müssen dies im Marienkrankenhaus aus eigener Tasche bezahlen. Wenn eine ärztliche Überweisung vorliegt, entscheiden die Ärzte nach eigenem Ermessen, mit welchem Gerät geschallt wird. Eine Abrechnung nach Sonderziffern für 4-D-Ultraschall gibt es nicht.

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