"Mein Auge schweift durch Trier"

TRIER. Der Trierer Stadtrat hat sich einstimmig für Gerhard Weber als neue Besetzung des Intendantenstuhls am Stadttheater ausgesprochen. Der Hannoveraner Theaterchef übernimmt in einem Jahr die Intendanz in Trier und hat sich vorgenommen, für lokale Kulturaktivitäten zu trommeln.

 Trio für die Zukunft: Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink, Intendant in spe Gerhard Weber und Oberbürgermeister Helmut Schröer (von links).Foto: Oliver Ruf

Trio für die Zukunft: Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink, Intendant in spe Gerhard Weber und Oberbürgermeister Helmut Schröer (von links).Foto: Oliver Ruf

Wenn Gerhard Weber seine Theater-Ideen erklärt, dann tritt er selbstbewusst auf. "In erster Linie bin ich ein Repräsentator, der den Kontakt mit den Kunden sucht und das Haus nach außen vertritt." In den vergangenen Wochen musste er des Öfteren auf diese Weise werben. Mehrere Vorstellungsgespräche vor dem Trierer Stadtrat hat er überstanden. Seine Präsentation, aber auch seine Biografie und Qualifikation haben ihm nun einen neuen Arbeitsplatz beschert: Gerhard Weber übernimmt ab der Spielzeit 2004/2005 die Intendanz am städtischen Theater Trier. Ein Fünfjahresvertrag wurde jetzt unterzeichnet.Kommunikator in Sachen Kultumanagement

Webers künstlerische Konzeptionen sind mittlerweile bekannt. Weber, der sowohl im Sprech- als auch im Musiktheater Inszenierungen geleitet hat und seit fünf Jahren als Intendant der Landesbühne Hannover vorsteht, gilt als ein ausgesprochener "Kommunikator" in Sachen "Kulturmanagement". Diese Rolle will er auch in Trier verstärkt wahrnehmen. Das gilt besonders für die Zusammenarbeit auf lokaler und regionaler Ebene - zwischen dem Trierer Theater-Haus und anderen kulturellen Eichrichtungen."Ich stelle mir dies kreativ bereichernd vor", sagt Weber, der sich neue, ungewohnte Spielstätten vorstellen kann. In Kunstgalerien habe er in der Vergangenheit schon spielen lassen. Kooperationen seien in dieser Hinsicht auch an der Mosel denkbar.Die Verbindung von antiken Stätten und Theateraufführungen, wie sie bei den Antikenfestspielen erfolgreich praktiziert werden, will er fortführen und erweitern. "Mein Auge schweift durch Trier", so der 53-Jährige, der am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken bis 1998 Oberspielleiter des Schauspiels unter Kurt-Josef Schildknecht war. Er kennt also die Region und betont, dass andere kulturelle Institutionen sich nicht zwangsläufig dem Stadttheater unterordnen müssen. Konsolidierend habe er in Hannover gearbeitet. "Regionale Kulturaktivitäten dürfen nicht zerstört, sondern müssen koordiniert werden."Interne Sorgen bereitet der Intendantenwechsel aber dem Trierer Ensemble. Kommt ein neuer Chef, werden meist viele Stellen neu besetzt. "Ich war bisher in zwei Vorstellungen", beschwichtigt Weber. "Es ist noch zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen. Wen ich allerdings mitbringe und wen ich hier lasse, weiß ich noch nicht. Wenn es so etwas gibt, dann begründet und keineswegs radikal."Gedanken gemacht hat er sich jedoch bereits über den Zuschauerraum des Theaters. Eine Alternative zur Studio-Bühne wünscht er sich zum Beispiel. "Es fehlt ein Platz für 200 bis 300 Besucher."Grundsätzlich hat Gerhard Weber sich vorgenommen, die drei Sparten des Hauses - Schauspiel, Tanz und Musik - miteinander zu vernetzen, um sein großes Ziel, eine "innovative, Impuls gebende Qualitätssteigerung" mit "überregionaler Beachtung" zu erreichen. Unterstützung erfährt er von den Stadtoberen. Schließlich war bei der Findungskommission jede Stadtratsfraktion vertreten. Sie nahmen aus anfangs 48 Bewerbern elf in die nähere Auswahl, reduzierten den Kreis auf vier, dann drei Kandidaten.Oberbürgermeister Helmut Schröer und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink loben ihren neuen Intendanten: "Gerhard Weber ist einerseits verwaltungsmäßig profiliert und andererseits künstlerisch versiert. Wir haben eine Person gesucht, die in diesen schwierigen finanziellen Zeiten ein Stück Sicherheit gibt."Ein Finanzierungsloch von mehreren zehntausend Euro erwartet Weber wohl trotz der geplanten, "maßvollen" Anhebung der Eintrittspreise um einen Euro im großen Haus und um 50 Cent im Studio (der TV berichtete).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort