"Meine Seele ist in Afrika"

Sie hat unzähligen Kindern in Afrika das Lächeln zurückgebracht, indem sie Leid gelindert und Perspektiven geschaffen hat: Seit 17 Jahren kümmert sich Renate Heiss gemeinsam mit ihrem Mann um Kinder in Afrika.

 Renate Heiss: Ihre große Menschenliebe kommt vor allem Kindern in Afrika zugute. TV-Foto: Katja Bernardy

Renate Heiss: Ihre große Menschenliebe kommt vor allem Kindern in Afrika zugute. TV-Foto: Katja Bernardy

Trier. "Ich bin ohne Angst geboren", sagt Renate Heiss. Dieses Urvertrauen helfe ihr, ihre Ziele in Afrika zu erreichen. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie den Trierer Verein "Afrikanische Kinder in Not" gegründet und schafft seit 17 Jahren Perspektiven für die Jungen und Mädchen in Afrika, die nie mit einer Organisation in Berührung kommen. Dort zu wirken, bedeute auch, sich auf die Einheimischen einzulassen und die Stärken der Menschen vor Ort einzubinden, sagt Renate Heiss. So etwa konnte sie im Kampf gegen die Kinderprostitution eine alte Prostituierte gewinnen. "Sie spricht die Sprache der Straße." Gemeinsam hätten sie viele Mädchen aus dem Teufelskreis befreien können und ihnen eine Ausbildung zur Näherin ermöglicht. Oder sie berichtet von dem exzellenten Trommler, der unter Drogen stand. "Ich habe ihn gefragt, was er haben möchte, wenn er den Kindern das Trommeln beibringt", erzählt Renate Heiss. Ein Mittagessen habe er geantwortet. Wenn sie von Afrika und seinen Menschen berichtet und die Strukturen erklärt, schwingt immer ihr Lebensmotto mit: "Das Einzige, was zählt, ist der Mensch, sonst gar nichts." Zahlreiche Projekte hat die Mutter dreier erwachsener Kinder mit ihrem Mann, einem Mediziner, in Afrika auf die Beine gestellt: Gemeinsam haben sie Schulen, Kindergärten, Krankenstationen und Geburtszimmer errichtet. Unzählige sterbende Kinder hat sie im Arm gehalten und die brutale Seite des Buschlebens kennengelernt. Etwa als eine Frau ihr schluchzend in die Arme fiel und berichtete, dass sie gerade ihr Kind alleine zur Welt gebracht habe und dass das Neugeborene den Hyänen zum Opfer gefallen sei.

Erfahrungen werden auf Leinwand gebannt



Dieses Erlebnis sei der Auslöser gewesen, eine Geburtsstation zu errichten. Zuhause greift Renate Heiss zu Pinsel und Farbe, "um das Erlebte zu verarbeiten". "Nach der Rückkehr male ich nur Bilder über den Tod", sagt sie. "Danach bin ich frei." Und dann bringt sie das Positive Afrikas auf Leinwände: Bilder, die kraftvoll sind, und von Zusammenhalt, einem Leben mit der Natur, Hoffnung und Aufbruch erzählen. Schwer falle ihr nach der Rückkehr in die Heimat, den Überfluss zu ertragen. Vor Weihnachten sei es besonders schlimm. "Im Februar reisen wir wieder nach Kenia", sagt Heiss, während sie in einem Fotoalbum blättert. Jedes Foto löst bei ihr eine Lawine an Erinnerungen aus. "Meine Seele ist in Afrika."

Bilder von Renate Heiss sind noch bis 23. November in der Trierer Tuchfabrik zu sehen. Weitere Infos: www.afrika-hilfe.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort