Meister aller Stile

Am Harmonium hat er als Kind die ersten musikalischen Schritte gewagt. Mit Siebenmeilen-Stiefeln ging es weiter bis zum Profi-Musiker, der mit Gloria Gaynor, Marianne Rosenberg und Caterina Valente auf der Bühne stand. Nun hat Hans-Peter Dregger ein neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen: Er leitet als Therapeut sein eigenes Institut in Luxemburg.

 Ein Schlagzeuger, der auch anders kann: Vollblut-Musiker Hans-Peter Dregger hilft mit heilsamen Klängen. TV-Foto: Cordula Fischer

Ein Schlagzeuger, der auch anders kann: Vollblut-Musiker Hans-Peter Dregger hilft mit heilsamen Klängen. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Ausgesprochen ruhig, mit leiser Stimme spricht Hans-Peter Dregger. Auch die aufregende Geschichte seines Musiker-Lebens erzählt er ohne laute Töne. Und das als Schlagzeuger. Da muss es doch krachen, dröhnen, wild hergehen. Ein Fehlurteil. "Man muss eine gewisse Stoik an den Tag legen. Timing ist wichtig. Und das hat auch etwas mit der eigenen Persönlichkeit zu tun", klärt der sanfte Drummer auf. "Ein Solo-Gitarrist wäre aus mir nie geworden."

Aber ein Meister am Schlagzeug, einer, der Noten lesen kann, einer, der Arrangements schreibt. Einer, der mit eigenen Band-Projekten ebenso erfolgreich war, wie als musikalischer Leiter von namhaften Stars. Dabei hat alles nach der Schule mit einer Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker angefangen. "Zuerst habe ich gedacht, ich hätte drei Jahre verschenkt. Im Nachhinein weiß ich aber, wie hilfreich das doch war." Denn danach arbeitete er als Produzent, schrieb drei Märchen für die Tufa und weitere Kindermusik, arbeitete fürs Trierer Theater und für Radio RPR. Musiker zu werden - "das wollte ich, seit ich sechs Jahre alt war". Er war Mitglied bekannter regionaler Jazz-, Rock- und Funk-Formationen wie Cartoon, Atlantis, Ten to Eleven oder Ear to Ear.

Alles, außer Töne-Lotto



Das Begabtenstudium an der Musikhochschule Köln absolvierte er nahezu in Bestzeit, übersprang das Grundstudium. Ob als Jazz-Schlagzeuger oder Tanzmusiker in weißem Anzug mit Fliege - Musik scheint etwas Universales zu haben, und jeder Stil hat seine Berechtigung. Auch Musik für Kinder - für Dregger kein Stilbruch. Ein studierter Jazz-Musiker ohne Standesdünkel und Star-Allüren, das zeichnet den Profi aus. "So lange es gut gemacht ist, geht auch Schlager", sagt Dregger. Nur auf Möchtegern-Sternchen, bei denen das Tönetreffen zur Lotterie "wie bei sechs aus 49" gerät, kann Dregger verzichten.

Umso mehr schätzt er die Arbeit mit anderen Profis. Mit Gloria Gaynor stand er in Kairo auf der Bühne. Wie war's mit der Pop-Queen? "Schön." Musikalischer Leiter war er bei Marianne Rosenberg und schrieb die Arrangements für Caterina Valente und eine Fernsehsendung zu ihrem Geburtstag. "Die Begegnung mit ihr - das war ein toller Moment. Sie hat mit mir gesprochen wie mit einem Kollegen, auf Augenhöhe."

2003 hängte H.P. Dregger seine Profi-Laufbahn an den Nagel. Dennoch macht er noch Musik, trifft sich mit seinen Kollegen von der Gruppe Arth zu Jam-Sessions. Noten und fertig komponierte Stücke gibt es nicht. So gerät jedes Konzert zum Unikat. "Da erlebe und genieße ich, dass man von allem losgelöst Musik machen kann." Das Publikum freilich muss sich darauf einlassen.

Hören und zuhören: Was Menschen dazu bringt, das hat Dregger so sehr interessiert, dass er auf Spurensuche ging und beim Pariser Forscher und Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Professor Alfred Tomatis, fündig wurde, der eine Klangtherapie zur Rehabilitation von Hör-, Sprech- und Stimmstörungen entwickelte. Darauf basiert die Methode, die Dregger erlernt hat in seiner Ausbildung zum Tomatis-Therapeut.

Klangtherapie für mehr Konzentration



Sie hilft, die Konzentrations- und Lernfähigkeit zu verbessern, Bewegungsabläufe harmonisch, die Körperhaltung sicherer zu machen, Stress abzubauen, Kommunikationsfähigkeit und kreatives Potential zu entfalten. 2004 hat der damals 44-Jährige den beruflichen Neustart gewagt, gründete sein eigenes Institut in Luxemburg, leitet es heute in Grevenmacher und hilft dort mit heilsamen Klängen. Risiko hin oder her - "für mich war das nichts Neues, sondern eine sinngemäße Weiterentwicklung dessen, was ich immer gemacht habe".

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