Meister großer Jahrgänge

"Als Kellermeister kann man dem Wein seinen Stempel aufdrücken. Aber man kann nur so gut sein wie die Arbeit, die im Weinberg gemacht wird", sagt Bernward Keiper (63). Für den weltweiten Erfolg der Weine von der Mosel hat der ehemalige Kellermeister 41 Jahre beim Weingut Reichsgraf von Kesselstatt seinen Beitrag geleistet.

 Der ehemalige Kellermeister Bernward Keiper hat 41 Jahre im Weingut Reichsgraf von Kesselstatt für erlesene Tropfen gesorgt. TV-Foto: Cordula Fischer

Der ehemalige Kellermeister Bernward Keiper hat 41 Jahre im Weingut Reichsgraf von Kesselstatt für erlesene Tropfen gesorgt. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. "Ich bin zwischen Obst- und Weinbau groß geworden und habe mir im Weingut von Schubert mein Taschengeld verdient", sagt Bernward Keiper. Er stammt aus dem Ruwertal. Die Faszination, als Junge einen Blick in den Keller zu werfen, und die Begeisterung, die der Geruch der Weinfässer auslöste, haben den Sohn eines Gärtnermeisters von Kindesbeinen an begleitet. Vom Lehrling zum Kellermeister

So begann er 1960 seine Lehre zum Winzer und schloss eine Ausbildung in der Kellerwirtschaft zum Weinküfer an. Bereits 1965 begann er seine Arbeit im Weingut Kesselstatt und stieg schnell zum Kellermeister auf."So eine Stelle angeboten zu bekommen, passiert nicht so schnell im Leben", sagt er. Keiper griff zu, und obwohl es ihn nach Frankreich oder in die französischsprachige Schweiz zog, blieb er in Trier. Seinen ersten großen Jahrgang hatte er 1976 im Keller mit Beeren- und Trockenbeerenauslesen großer Güte. "Auch 1989 und 1993 waren tolle Jahrgänge. Aber das absolute Highlight war 2003. Das sind Weine für die Ewigkeit. Wenn man so etwas im Glas hat, ist das ein Geschenk", schwärmt Keiper.Neben seiner Arbeit im Keller ist er bis heute Mitglied in verschiedenen Kommissionen, Arbeitskreisen und Weinbruderschaften und testet Tausende Weine als Prüfer bei der Landwirtschaftskammer und bei zahlreichen Weinprämierungen auf ihre Qualität. "Wein verkosten zu können, bekommt man nicht in die Wiege gelegt, sondern muss es sich erarbeiten", erklärt er. Seine jahrzehntelange Erfahrung gibt Keiper bei kommentierten Weinproben weiter, unterstützt junge Winzer mit Rat und Tat.Im mehr als 300 Mitglieder starken Verein Ruwer-Riesling, dessen Vorsitzender er seit 1992 ist, betreibt er überdies Imagepflege der Weinregion Ruwertal. So gehören Vergleichsweinproben zum Vereinsprogramm. Dabei stehen Ruwer-Weine Tropfen aus anderen Weinbaugebieten gegenüber. "Das soll eine Herausforderung für die Winzer sein, ihre Qualität kontinuierlich zu steigern." Auch die gesunde Konkurrenz der Ruwer-Winzer trage dazu bei: "Nur gemeinsam sind wir stark und mit unseren Rieslingen weltweit einzigartig und nicht kopierbar."Seinen Schritt, in den Ruhestand zu gehen, hat der 63-Jährige nicht bereut. "Obwohl ich mein Hobby zum Beruf machen durfte und mit viel Ehrgeiz gearbeitet habe. Nun kann ich die Freude am Wein leben, ohne die große Verantwortung zu tragen", sagt Keiper.Der leidenschaftliche Weinsammler und -kenner hat sich außerdem einen Lebenstraum erfüllt: Ein eingebauter Kühlraum in seinem Haus ist die ideale Lagerstätte für seine flüssigen Kostbarkeiten. Unter dem Motto "Riesling und seine Kinder" wird Bernward Keiper am 19. Oktober die musikalische Weinprobe des Männergesangvereins (MGV) Euren kommentieren. Dabei wird er deutsche Riesling-Kreuzungen wie Müller-Thurgau, Kerner und Scheurebe kredenzen. "Nur den Goldriesling, der nur in Sachsen angebaut wird, konnte ich wegen der geringen Erträge nicht bekommen", sagt er. Stattdessen werden aber die 60 Sänger des MGV bei der mittlerweile vierten Weinprobe im Bürgerhaus wieder für akustische Genüsse rund ums Thema Wein sorgen. Der Eintritt für die musikalische Weinprobe im Bürgerhaus Euren am 19. Oktober, 20 Uhr, beträgt neun Euro.

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