Melancholie ohne Hund Marie

Er war ganz allein, ohne den Hund Marie, seine Stammbesetzung. Er hat viel gesungen und fast noch mehr erzählt: Der Songwriter Olli Schulz war am Donnerstag im Rahmen seiner Akustik-Tour in Trier.

 Er kam ohne den Hund Marie, hatte aber eine Menge Musik dabei: Olli Schulz machte Station in der Tufa in Trier. TV-Foto: Julia Kalck

Er kam ohne den Hund Marie, hatte aber eine Menge Musik dabei: Olli Schulz machte Station in der Tufa in Trier. TV-Foto: Julia Kalck

Trier. Es war etwas ungewöhnlich, dieses Konzert in der Tuchfabrik am Donnerstagabend. Erste Besonderheit: Stuhlreihen. Darauf - weniger unerwartet - überwiegend studentisches Publikum. Zweite Besonderheit: Eine Vorband, die keine ist, sondern ein zweiter einsamer Mann mit Gitarre und sonderbarem Namen. Gisbert zu Knyphausen singt deutsch und erzählt mit seinen Liedern Geschichten. Dritte Besonderheit: Ein Künstler, der ohne seine Band kommt. Der "Hund Marie", mit dem Olli Schulz normalerweise auftritt, war zu Hause geblieben. "Live und allein", so lautete das Programm. Und dass er das mit dem auf-der-Bühne-stehen auch ohne Hund Marie alias Max Schröder ganz gut kann, das zeigte er: pure Musik, kluge Texte, Melancholie und jede Menge Anekdoten. In denen hat sich Olli Schulz manchmal fast etwas verloren. Unterhaltsam war es allemal. Zum Beispiel, als er davon erzählte, dass er auf einem seiner Konzerte den Rapper Bushido entdeckte, der ihm sagte, er würde in Rente gehen, weil Olli besser rappe als er. Weshalb dieser seinen "Song ohne Grund" auch als "Bushido-Killer" ankündigte. Oder als er auf dem Rücken Gitarre spielte. Als er mit dem Publikum scherzte und auf den Musikwunsch eines weiblichen Zuhörers schnulzige Sympathiebekundungen folgen ließ: "Martina, für dich brennt immer eine Kerze in der Kathedrale meines Herzens." Die heiteren Momente wechselten sich ab mit ganz stillen. In "Weil die Zeit sich so beeilt" besingt er die verlorene Liebe. Ganz leise wird er, wird auch das Publikum, bei "Armer Vater": "Ich bin sehr stark geworden auch ohne deine Hand" und "Du wirst nie erfahr'n, dass ich werde, wie du niemals warst." Es klingt echt. Und ehrlich. Ernsthaft und gar nicht mehr nach Klassenclown. Er kann also auch ganz anders, der Komiker des deutschen Indie-Pop. Und es ist eben gerade diese Mischung, die den Abend für die 300 Leute im fast ausverkauften Großen Saal so besonders gemacht hat.

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