Menschen-Schmuggel ist zurückgegangen

Der Menschen-Schmuggel nach Deutschland sei in den vergangenen Jahren geringer geworden, sagte Matthias Neske vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge während der Studientagung "Schleusungen - Ware Mensch" in der Katholischen Akademie. Grund: es gebe weniger Krisen- und Kriegsgebiete.

Trier. Das Thema "Illegale Zuwanderung" wurde während der dreitägigen Veranstaltung, an der rund 50 Polizeibeamte, Richter und Staatsanwälte, aber auch allgemein Interessierte teilnahmen, von verschiedenen Seiten beleuchtet. Neske eröffnete die Tagung mit einem Beitrag, der den "Menschenschmuggel nach und durch Deutschland" grundsätzlich betrachtete. Dabei betonte Neske den Unterschied zwischen "Menschenschmuggel" und -"handel", denn dieser bedeute fortgesetzte Ausbeutung der Migranten im Zielland. Deutschland sei eher zum Transitland geworden für Zielländer wie Großbritannien oder Frankreich.Lars Kohlmann von der Bundesfinanzdirektion West zeigte die Entwicklung der Schwarzarbeit auf und erläuterte die Geschichte und den Aufbau seiner Behörde. Kriminalrat Sigurd Jäger ging auf den Tatbestand des "Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung" ein, dabei auch auf die Besonderheiten des nigerianischen Menschenhandels: Kennzeichnend seien hier die "Madames" genannten weiblichen Zuhälter sowie die Praxis, die Opfer vor der Abreise in der Heimat durch okkulte Rituale in psychische Zwangslagen zu bringen, "die mit mitteleuropäischen Maßstäben schwer nachzuvollziehen" seien.Frauen, die als Opfer von Menschenhändlern, Sextouristen und Heiratsvermittlern nach Deutschland gekommen sind, hilft der Verein "Solwodi". Dessen Vertreterin Rahel Gugel wünschte sich eine engere Zusammenarbeit von Beratungsstellen mit Strafverfolgungsbehörden. Torsten Moritz von der "Kirchlichen Kommission für Migration in Europa (CCME)" mahnte an, den Druck nicht ständig nur auf die letzten Glieder der Kette auszuüben: Im Bereich der Schwarzarbeiter sollten die Subunternehmer stärker in die Verantwortung genommen werden, das Einklagen von Löhnen sollte auch "Illegalen" möglich sein. Die europäische "Abschottungspolitik" verschlimmere die Verhältnisse oftmals nur, eine Diskussion um neue Formen der legalen Arbeitsmigration sei "überfällig und notwendig", sagte Moritz. Extra Einwanderung: Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge halten sich zwischen 4,5 und 8 Millionen Menschen ohne gültige Papiere in den Mitgliedstaaten auf. Weiterhin geht die Kommission davon aus, dass jährlich etwa 350 000 bis 500 000 irreguläre Migrantinnen und Migranten hinzukommen. Die zunehmende Abschottung senkt allerdings nicht die Zahl der Einreisewilligen - vielmehr nehmen die immer höhere Risiken in Kauf. Allein über das Mittelmeer versuchen jährlich wohl über 100 000 Menschen, Europa zu erreichen. Auch wenn die Zahlen hier ebenfalls je nach Quelle schwanken, starben 2007 dabei wohl über 5000 Menschen. 2006 wurden weniger als 200 000 Asylanträge in der gesamten EU gestellt, womit die Zahl innerhalb von fünf Jahren um die Hälfte gesunken ist. Die in Deutschland gestellten 21 029 Anträge stellten den niedrigsten Stand seit 1977 dar. (fgg)

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