Menschlichkeit ist Trumpf

TRIER. Das Thema Pflege ist in aller Munde. Schlagwörter wie Finanzierungsprobleme und Pflegenotstand überdecken aber oft die menschliche und soziale Dimension, die damit in Verbindung steht.

Es liegt in der Natur des Menschen, unangenehme Dinge lieber mit Abstand zu betrachten. Der gesellschaftliche Auftrag, sich mit Pflege und auch mit dem Sterben zu befassen, geht verloren. Das steht im Widerspruch dazu, dass immer mehr Menschen in Deutschland Pflegeleistungen in Anspruch nehmen müssen."Der Anteil der Schwerst-Pflegebedürftigen ist gewachsen, die Unterbringung in einem Heim ist meist unausweichlich", stellt German Robling, Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes, fest. "Sehr oft wollen die Ehepartner die notwendige Pflege zu Hause durchführen. Dabei haben sie oft bald selbst Hilfe nötig" hat Robling beobachtet. Auch die Kinder seien überfordert, zum Teil sogar selbst schon im Rentenalter und nicht mehr bei Kräften. "Manchmal wird aber auch aus finanziellen Gründen der Weg ins Alten- und Pflegeheim verzögert."Die Kenntnisse über die diversen Pflegeheime sind in der Öffentlichkeit eher dürftig und reduzieren sich oft auf die hohen Kosten. "Erwartungshaltungen aus dem häuslichen Bereich können im Heim nicht realisiert werden, das lässt die Kostenkalkulation nicht zu", erläutert Robling.Schon bei zwei Stunden Pflegeaufwand täglich entstehen Kosten von 90 Euro, davon 60 Euro an Personalkosten. Damit ist die Grenze der Finanzierung über die Pflegekasse (zum Beispiel in der Pflegestufe 3 mit 1432 Euro) um mehr als das Doppelte überschritten."Wir möchten die Menschen auch im psychosozialen Bereich betreuen, der Aufwand ist aber finanziell nicht abgedeckt", bedauert Anneliese Plein-Simon, Pflegeleiterin im DRK-Altenzentrum in Konz. "Die Pflegebedürftigen sollen zur Mitwirkung angeleitet werden, denn die Würde des Menschen steht bei uns ganz oben. Die zeitlichen Korridore sind dafür nicht adäquat bemessen", erklärt sie die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Eine Ganzkörperpflege in 15 Minuten sei möglich, aber ohne Mitwirkung der Betroffenen.Die Probleme entstehen nach Meinung vieler professionellen Pfleger schon bei der Einstufung durch den Medizinischen Dienst. Vor allem Demenzkranke brauchten einen hohen Betreuungsaufwand, sehr wenige würden in die Pflegestufe 3 eingestuft, die eine entsprechender Kostendeckung sichern würde. "Der Leistungs-Katalog lässt aber eine stationäre psychosoziale Betreuung nicht zu", beklagt Anneliese Plein-Simon.Wie in Konz wird auch anderswo versucht, über zusätzliches Personal ein Freizeitprogramm zu gestalten. Der Einsatz von ehrenamtlichen Helfern ist deshalb unabdingbar.Wichtig ist auch ein offener Dialog mit den Angehörigen. "Leider ist bei der Hälfte unserer Heimbewohner gar kein Ansprechpartner mehr da", beklagt German Robling die Situation. Dann müssten die vom Gericht bestellten Betreuer mit Ärzten und Pflegekräften Absprachen treffen, wenn sich das Krankheitsbild verschlechtere. Eine Patientenverfügung wäre in dieser Situation äußerst hilfreich.Hinweise zum Thema stationäre und ambulante Pflege geben die Ambulanten-Hilfe-Zentren (AHZ) der Wohlfahrtsverbände und Altenhilfe-Einrichtungen.

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