Mieter wollen wohnen bleiben

TRIER-WEST. Die Stadt Trier bietet zur Zeit gleich mehrere Liegenschaften zum Verkauf an. In Trier-West/Pallien hat das Ängste vor steigenden Mieten und Kündigungen geschürt. "Zu Unrecht!", sagt ein Käufer. "Die Stadt verletzt ihre Fürsorgepflicht", sagt ein Anlieger.

Eine Eigentumswohnung, fünf Zweifamilienhäuser und 22 Mehrfamilienhäuser bietet die Stadt Trier derzeit auf ihrer Homepage zum Verkauf an. Von der leer stehenden Wohnung im Mehrfamilienhaus in der Bonner Straße 74 für 1020 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, über ein Zweifamilienhaus in der Straße Am Knieberg in Pfalzel (170 Quadratmeter, 249 000 Euro) bis zum Mehrfamilienhaus in der Domänenstraße für 457 000 Euro. In der Magnerichstraße (Trier-West), in der die Häuser eins bis elf der Stadt gehören, stehen laut Presseamt keine Immobilie zur Disposition."Den Eigenbedarf erkenne ich nicht an"

In der Straße Im Hospitalsfeld (Trier-Pallien) sind vier Häuser Ende vergangenen Jahres verkauft worden. Drei der Häuser gingen laut städtischem Presseamt an eine Gesellschaft des Bürgerlichen Rechts, nach TV Informationen ein Wittlicher Immobilienunternehmen. Eins der Appartementhäuser ging an einen privaten Käufer, der das Haus für den Eigenbedarf umbauen und selbst nutzen will. Fünf Mietparteien sind davon betroffen. "Ich weiß, dass es keinem Mieter gefällt, umziehen zu müssen. Daher habe ich allen Parteien angeboten, ihnen bei der Suche nach neuen Wohnungen zu helfen und sie beim Umzug finanziell zu unterstützen", sagt der Trierer Geschäftsmann. Zwei der Mieter hätten das Angebot angenommen. "Ohne Ihre Hilfe hätte ich nie so eine tolle neue Wohnung gefunden", schrieb eine Mieterin dem neuen Eigentümer, eine andere bedankte sich für dessen "faire Verhaltensweise" und die Umzugskostenpauschale von 1000 Euro. Die übrigen drei Parteien weigern sich bislang auszuziehen. "Ich erkenne den Eigenbedarf nicht an. Ob ich ausziehen muss, wird wohl das Gericht entscheiden", sagt Mieter Ralph Adrian. "Ich bin SPD-Ortsbeiratsmitglied und Vorsitzender des Sportvereins und daher auf Wohnraum in Pallien angewiesen." Der neue Besitzer hat Verständnis für die Mieter: "Ich wollte die Angelegenheit möglichst sozial regeln. Warum wir auf solche Widerstände stoßen, verstehe ich nicht." Die Stadt bestätigt die Hilfestellung: "Nach unserem Informationsstand ist den Mietern angeboten worden, ihnen bei der Wohnungssuche behilflich zu sein, an anfallenden Umzugskosten wollte der Eigentümer sich großzügig finanziell beteiligen." Vor knapp drei Jahren gab es nach TV-Informationen schon einmal Schwierigkeiten beim Verkauf des Hauses Nr. 8. Ein Privatmann wollte das Haus kaufen. "Der hat bei der Besichtigung angekündigt, neue Gasheizungen verlegen zu wollen, obwohl das gar nicht notwendig ist", sagt Fritz Adrian. Der Vater von Ralph Adrian hatte daraufhin einen Brief an Oberbürgermeister Helmut Schröer geschrieben. Später trat der Käufer vom Vertrag zurück. Damals hatte auch Sohn Ralph selbst ein Angebot für das Haus abgegeben, war dem anderen Interessenten im Angebot allerdings unterlegen gewesen. Sondersitzung zur Wohnsituation

Dass er als Mieter einer Sozialwohnung von subventionierten Mieten profitiere und gleichzeitig das Kapital für einen Hauskauf habe, widerspreche sich nicht, sagt Ralph Adrian. "Ich wohne schon seit 20 Jahren hier. Man zieht ja nicht aus, wenn sich die finanziellen Verhältnisse ändern." Auch Ortsvorsteher Klaus Blum (ebenfalls SPD) steht dem Verkauf der Häuser skeptisch gegenüber. Genügend freien Wohnraum gebe es in Trier-West und Pallien, aber: "Zwar hat der Käufer Rechte, weil er Eigentümer ist. Aber Leute, die jahrzehntelang in einem Haus wohnen, haben eben auch Rechte." Den Mietern, die sich weigerten auszuziehen, hat er seine Unterstützung zugesagt. Obwohl das Thema bereits in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats auf der Tagesordnung stand, will Blum am 29. März eine Sondersitzung zu der "Wohnsituation im Hospitalsfeld" einberufen. "Es bestehen immer noch Ängste wegen der geänderten Besitzverhältnisse, die geklärt werden müssen."

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