Mietspiegel steht

TRIER. Der Entwurf für den Trierer Mietspiegel steht, und fast alle Beteiligten sind mit dem Ergebnis zufrieden. Der Haus- und Grundbesitzerverband, der Anfang des Jahres gegen das Papier mobil gemacht hatte, hält dagegen an seiner Kritik fest und droht mit dem Gang vor Gericht.

"Ich bin stolz auf dieses Ergebnis", sagt Johannes Weinand vom Trierer Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Bei der abschließenden Sitzung des zuständigen Arbeitskreises in dieser Woche sei der Entwurf bis auf drei Punkte von allen 17 Beteiligten mitgetragen worden (der TV berichtete). Nur Haus- und Grund habe bei drei Aspekten die Zustimmung verweigert. Von einer "unerfreulichen Sitzung" spricht denn auch Haus- und Grund-Geschäftsführer Michael Keussen. Der Mietspiegel sei "hingeschmiert". Die Datengrundlage sei zu gering, die Befragung subjektiv gewesen: "Die Erreichbarkeit von Kinderspielplätzen zum Beispiel wurde statt nach objektiven Kriterien mit ,gut' oder ,schlecht' bewertet." Abschläge etwa für einen bestimmten Heizungstypen lägen erheblich über den üblichen Zahlen. Einige frühere Kritikpunkte habe man zwar aufgegriffen, letztlich aber nur "so lange herumgewurschtelt, bis die Daten einigermaßen plausibel erschienen". Bereits im Februar hatte Haus und Grund der Stadtverwaltung und dem mit dem Mietspiegel beauftragten Institut Fehler vorgeworfen. Auch der Mieterverein kritisierte damals Teile des Entwurfs. Mit der überarbeiteten Form sind die Mieter-Vertreter jedoch weitgehend zufrieden: "Sicher kann man über einzelne Punkte streiten", sagt Anita Merten-Traut. "Aber man muss ja zu einer Lösung kommen, und wir können mit dem Ergebnis leben." Keussens Vorwürfe stoßen bei der Stadt auf Unverständnis. Vorgegeben sei eine Stichprobengröße von einem Prozent der Mietwohnungen, sagt Weinand. "Das wären in Trier rund 400 Wohnungen. Wir haben 853 Datensätze ausgewertet." Er verweist auf die jahrelange Erfahrung der Stadtverwaltung bei der Erstellung von Mietspiegeln. "Und es hat bisher keinerlei Beanstandungen gegeben." Einzelne Ergebnisse des Entwurfs könne man "bis zum Exzess diskutieren", sagt Weinand. "Aber so sind nun einmal die Zahlen für Trier." Mietspiegel machen die Mietpreise transparent und ersparen bei Konflikten aufwändige Gutachten. Der jetzige Trierer Mietspiegel basiert auf Daten aus dem Jahr 1999 und wurde 2001 fortgeschrieben. Das ist nur einmal möglich - deshalb musste er nun neu erstellt werden. Dem Entwurf zufolge liegt die mittlere monatliche Nettomiete in Trier bei 5,37 Euro pro Quadratmeter, das ist ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber 2001. Im Land sind die Mieten um 2,9 Prozent gestiegen. Stadtrat entscheidet Ende Juni

Ende Juni wird der Stadtrat über den 65 000 Euro teuren neuen Mietspiegel entscheiden. Weil alle Fraktionen im Arbeitskreis vertreten waren, ist eine Zustimmung so gut wie sicher. Im Laufe des Sommers wird das Papier dann veröffentlicht. Falls der Entwurf als "qualifizierter" und nicht als rechtlich weniger relevanter "normaler Mietspiegel" in Kraft tritt, will Haus und Grund vor Gericht ziehen. Für den zuständigen Trierer Dezernenten Georg Bernarding kommt alles andere als die qualifizierte Form nicht in Frage. Auf die Androhung des Rechtswegs reagiert er gelassen: "Das ist Haus und Grund unbenommen."

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