Militärbrache im Dornröschenschlaf

Ab 2009 sollen 40 regionale Betriebe in die alte französische Kaserne in Trier-Feyen einziehen und aus der Militärbrache ein Paradies für das mittelständische Handwerk machen - nach fast einem kompletten Jahrzehnt der Planung, des Streits und der Klagen.

Trier. Wenn 2009 tatsächlich die Realisierung beginnt, und noch ist diese Ansage mehr eine optimistische Prognose als eine verbindliche Festlegung, dann hat der Handwerkerpark fast eine Dekade als umstrittenstes Erschließungsprojekt der Region Trier hinter sich. Die Probleme: Die Anwohner der Pellinger Straße haben zweimal versucht, das Projekt mit Normenkontrollklagen vor dem Oberverwaltungsgericht zu verhindern. In der Politik stritt man erbittert über Alternativen im Trierer Stadtgebiet, darunter das Gewerbegebiet Euren. Auch Oberbürgermeister Klaus Jensen kritisierte den Standort Feyen. Umweltschützer sahen und sehen den Mattheiser Wald in Gefahr.Doch all das nutzte nichts: Die Koblenzer Richter stellten fest, dass die Planung des Projekts mit nationalem und europäischem Arten- und Habitatschutzrecht im Einklang steht. Der Stadtrat stellte sich gegen die Stimmen der SPD und der Grünen hinter den Handwerkerpark.Der Plan: 14 Hektar stehen nach der Umwandlung des Geländes zur Verfügung. Laut Mitteilung von Hans-Hermann Kocks, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier, liegen 40 schriftliche Interessenbekundungen regionaler Handwerksbetriebe vor. Wenn all diese Betriebe tatsächlich nach Feyen umziehen, werden sie zehn dieser 14 Hektar belegen. Kocks: "So schnell war in Trier und der Region noch nie ein Gewerbegebiet gefüllt."Die Finanzierung: Der erste Kostenfaktor ist die Beseitigung der vom französischen Militär zurückgelassenen Altlasten: Öl, Munitionsreste und andere Schadstoffe. Kocks: "Sollte die momentan prognostizierte Summe von fast einer Million Euro für die Beseitigung nicht ausreichen, wird der Quadratmeterpreis wohl von 35 auf bis zu 37 Euro steigen." Ist diese Hürde genommen, steht der Verkauf der Flächen an. Die Stadt kauft die Gesamtfläche vom Bund und hat dafür vier Millionen Euro reserviert. Sie regelt den Einzelverkauf, womit im Idealfall drei Millionen wieder in ihre Kasse zurückfließen. Den Rest deckt die Landesförderung ab, die laut Kocks nach positiven Signalen aus dem Umweltministerium auf einem guten Weg ist.Die Zukunft: 2009 soll der Verkauf der Flächen beginnen. Bis die einzelnen Betriebe den kompletten Umzug abgewickelt und ihre Produktion am neuen Standort aufgenommen haben, gehen weitere Jahre ins Land. Ein dritter Rechtsstreit ist unwahrscheinlich, das Oberverwaltungsgericht hat keine Revision zugelassen. Nur noch bröckelndes Interesse der Firmen könnte das Projekt aus heutiger Sicht verhindern. Meinung Es geht um die Betriebe Es geht nicht mehr um die Frage, ob der Handwerkerpark eine Gefahr für den Mattheiser Wald ist. Diese Frage wurde hitzig diskutiert, vor Gericht verhandelt und von diesem verworfen. Die Hauptrolle in dieser Geschichte spielen die Handwerksbetriebe, die im Mischgebieten im Dauerstreit mit ihren Nachbarn liegen. Die von einer Ausweitung der Produktion nur träumen können, weil sie keinen Quadratzentimeter Platz dafür haben. Die astronomische Mieten zahlen müssen. Und die vor derart schlechten Bedingungen kapitulieren und Trier verlassen. Auch nach neun Jahren ständiger Ungewissheit hat die Handwerkskammer 40 Firmen an der Hand, die nach Feyen wollen. Diese Firmen sind offenbar von Qualität und Stellenwert des Projekts überzeugt. Jetzt sind alle Beschlüsse gefasst, alle Urteile gesprochen, das Geld ist da. An die Arbeit. j.pistorius@volksfreund.de

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