Misshandelte Märchenwesen

Gleich zwei Mal rückte die Trierer Feuerwehr am Wochenende aus, um verletzte Schwäne zu retten. Laut Tierschützer Lothar Lorig wurden die Tiere von Menschen misshandelt. Ein weiterer Schwan war gegen eine Hochspannungsleitung geflogen und hatte sich den Flügel gebrochen.

 Schnittwunden am Flügel: Schwanenfreund Lothar Lorig mit einem seiner verletzten Tiere. TV-Foto: Christiane Wolff

Schnittwunden am Flügel: Schwanenfreund Lothar Lorig mit einem seiner verletzten Tiere. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. (woc) Den ersten Schwan versuchte die Feuerwehr am Samstagnachmittag am Zurlaubener Ufer einzufangen. Doch die Schwanendame mit dem hängenden Flügel war "zu Fuß" noch ganz gut unterwegs: Mehrfach entwischte das Tier zunächst. Tierschützer Lothar Lorig, den Polizei und Feuerwehr stets dazu bitten, wenn es um verletzte Schwäne geht, schätzt, dass der Vogel von Menschen misshandelt wurde: "Jemand muss der Schwanendame die Flügel auf dem Rücken zusammengesteckt haben, so dass sie nicht mehr fliegen konnte." Die Verletzungen seien typisch, bereits vor zwei Jahren habe er schon einmal einen Schwan mit den gleichen Verletzungen gerettet.Am Sonntag rückte die Feuerwehr dann aus, um das zu dem Weibchen gehörende Männchen zu fangen. Wegen einer Fußverletzung kann dieser kaum laufen, dafür aber noch schwimmen. Zwei Stunden lang fuhr die Wehr im Boot auf Höhe der Kaiser-Wilhelm-Brücke dem Tier hinterher - einfangen konnte sie es allerdings nicht. "Ich vermute, dass dieser Schwan ebenfalls von Menschen verletzt wurde", sagt Lorig.Bereits am vergangenen Freitag kam das Männchen des einzigen Schwanenpaars des Mattheiser Weihers in Lorigs Aufzucht station. "Der Schwan hatte mehrere Schnittverletzungen am Flügel, die genäht werden mussten", erklärt Sandra Gorges, Tierärztin in der Pellinger Tierklinik Kornberg. Das Schwanenpärchen brütet derzeit sein Gelege aus. Lorig vermutet, dass der Schwan bei seinem Versuch, das Nest zu verteidigen, von Menschen angegriffen wurde. Bis auf den Flügelgelenkknochen hätten die Schnitte gereicht. "Selbst kann er sich das nicht zugefügt haben und ein Hund kann es auch nicht gewesen sein", glaubt Lorig.Am Sonntagnachmittag schließlich retteten die Tierfreunde einen Schwan, der gegen eine Hochspannungsleitung geflogen war und sich den Flügel gebrochen hatte. "Angler haben das Tier bei der Konzer Eisenbahnbrücke gefunden", erzählt Lorig.In seiner Aufzuchtstation in Trier-Feyen pflegt Lorig mit den weiteren Mitgliedern des "Umwelt- und Katastrophenschutz e.V. Trier" zurzeit rund 35 kranke Schwäne. Den meisten wurde Anglerzubehör zum Verhängnis: Bilder von den Verletzungen zeigen, wie sich Angelhaken durch Schnäbel bohren und -schnüre sich um Flügel, Schnäbel und Hälse winden können. Manche Tiere würden aber auch mit voller Absicht verletzt und gequält: So wie der Schwan mit dem gut sichtbaren "Doppelknick" im Hals. "Dem hat jemand im wörtlichen Sinne den Hals umgedreht", sagt Lorig.

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