Missionar aus Afrika

TRIER-WEST. Alexander Mutale lebt seit fast einem Jahr als "Missionar auf Zeit" in Deutschland. Ende des Monats wird er heimkehren nach Sambia, mit vielen Erfahrungen einer fremden Kultur im Gepäck - guten wie schlechten.

"Du kannst ruhig Deutsch mit Alexander reden, das kann er ganz gut", sagt das Mädchen. Tatsächlich kann sich der 21-Jährige problemlos verständlich machen bei den Kindern, mit denen er im Jugendwerk Don Bosco in Trier-West vorzugsweise Fußball spielt oder kickert. Zwei Monate hat Alexander nach seiner Ankunft in Deutschland in Bonn einen Sprachkursus besucht, ehe er nach Trier kam. Doch wenn er von seiner Heimat Sambia erzählen soll oder von seinen Eindrücken in Deutschland, fühlt er sich im Englischen sicherer. Englisch, das will er auch studieren nach seiner Rückkehr. Englisch und Geschichte, an der University of Sambia in der Hauptstadt Lusaca. Danach möchte er Lehrer werden, erzählt Alexander. Dafür ist die Arbeit im Jugendwerk vielleicht keine schlechte Übung. Wie er nach Deutschland gekommen ist? Das sei eigentlich ein Zufall gewesen, sagt Alexander. Nach seinem Abitur habe er in seiner Heimatstadt Chingali, einer der großen Industriestädte im nördlichen "Kupfergürtel" Sambias, freiwillig bei den Salesianern Don Boscos gearbeitet. Dort habe er einen jungen Deutschen kennen gelernt, der als Mitarbeiter der Organisation "Missionare auf Zeit" nach Zentralafrika gekommen war. Der habe ihm nicht nur einiges über Deutschland erzählt, sondern ihm auch eröffnet, dass er als Missionar auf Zeit nach Europa gehen könne. Also bewarb sich Alexander kurzentschlossen bei den Missionaren auf Zeit für einen Jahresaufenthalt in Deutschland und saß Anfang Mai 2003 in einem Flugzeug nach Köln/Bonn.Kontakt zu Kindern problemlos

Nach einem Intensivkurs in Deutsch kam er zwei Monate später nach Trier, wo er seitdem in der Armenküche der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf arbeitet. Seit einigen Monaten kommt er auch regelmäßig ins Jugendwerk Don Bosco und spielt mit den Kindern. Eine Woche lang steht Alexander sogar im Mittelpunkt des Geschehens. Bei der Projektwoche, die sich mit der Kultur und den Lebensverhältnissen in Afrika beschäftigt, malen Alexander und die Kinder eine Karte des "schwarzen Kontinents", sehen sich einen Film über die Tierwelt Sambias an oder basteln "Regenmacher". An diesem Tag ist ein Sprachspiel an der Reihe, bei dem die Kinder einen Satz in Ichibemba auswendig lernen müssen. Der Kontakt zu den deutschen Kindern sei problemlos, sagt Alexander. Bei den Erwachsenen sei das allerdings nicht so einfach. "Die Kultur hier ist sehr, sehr anders als in meiner Heimat", sagt Alexander. In Sambia seien die Bindungen zwischen den Menschen viel stärker. "In Deutschland sagen die meisten Menschen sehr oft ‚ich‘ und denken zuerst an sich", sagt er. Deshalb würden die Leute auch so viel arbeiten. Das an sich ist zwar positiv, ist Alexander überzeugt. Schließlich könnten sich die meisten Deutschen so ein relativ sorgloses Leben aufbauen. "Doch die Arbeit kontrolliert die Leute."Positive und negative Erfahrungen gemacht

Es habe während des vergangenen Jahres viele positive Erfahrungen gemacht und interessante Gespräche geführt, in denen beide Kulturen viel voneinander erfahren hätten, erinnert sich Alexander. Doch habe es auch negative Erfahrungen gegeben: Viele Leute seien ihm gegenüber misstrauisch, weil sie meinten, alle in Deutschland lebenden Afrikaner wïrden nicht mehr heimkehren wollen. Einen richtigen Freund habe er in Trier bislang noch nicht gefunden. Nicht nur deshalb ist der 21-Jährige "sehr sehr froh", dass er in einigen Tagen zurückkehren kann zu seiner Familie und seinen Freunden, die er sehr vermisse. Dennoch sei das Jahr in Deutschland reich an Erfahrungen und "eine wichtige Zeit für mich" gewesen, die er nicht missen möchte. Als die Kinder im Jugendwerk der Reihe nach "Naya mukwangala kubanandi" ("Ich gehe mit meinen Freunden spielen") gesagt haben, dürfen sie selbst Sätze sagen, die sie lernen wollen. Alexander muss schmunzeln, als er mit weißer Kreide den ersten Vorschlag an die Tafel schreibt: "Alex emunandi saana." Alex ist mein bester Freund.

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