Mit 110 Sachen rund um den Dom

TRIER. Ein Bonbon besonderer Art wurde den Besuchern des Bahnhofsfestes am Sonntag zuteil: die Sonderfahrt "Rund um den Dom" auf der Weststrecke, die seit über 20 Jahren nicht mehr von Personenzügen befahren wird. Großen Interesses erfreuten sich auch die Besichtigungen des Kürenzer Betriebswerkes.

"Die Kiste ist voll!" Die Freude eines Bahnbediensteten über den komplett besetzten Sonderwagen, der zur Besichtigung des Betriebswerkes gen Kürenz entschwindet, wird nicht von allen geteilt. "Sonst fahren sie nie pünktlich", lästert ein Mann, der mit Frau und Kind im Hauptbahnhof nur noch dem davon fahrenden Triebwagen nachschauen kann. "Dann gehen wir halt zum Tatütata." Gelenkbus mit stolzer Fahrleistung

Zum großen Bahnhofsfest hatte der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) am Sonntag zusammen mit seinen Partnern im Rahmen der "Europäischen Woche der Mobilität" eingeladen. Die Veranstaltung hätte mehr Besucher verdient - bis in die fortgeschrittene Mittagszeit kam es zu keinen größeren Menschenaufläufen. Dabei waren die Angebote durchaus interessant, die Appetit auf zukünftige Reisen mit Bus und Bahn machen sollten. Beispielsweise die Nostalgie-Rundfahrt mit einem 41 Jahre alten Hentschel. Der Gelenkbus war zunächst Oberleitungsbus, der dann mit einem Dieselmotor umgebaut wurde. Fahrleistung: stolze 1,5 Millionen Kilometer. "Das schaffen die heutigen Busse nicht mehr", sagt eine Frau fast andächtig. Eine ungewöhnliche Fahrt erleben auch die Besucher, die in den Elektrotriebwagen ET 425 einsteigen. Hochmodern, rollstuhlgerecht und transparent zeigt sich das Fahrzeug mit 200 Sitzplätzen von seiner besten Seite. Nur die Klapp-Fenster lassen sich nicht öffnen, es sei denn, man hat einen Vierkantschlüssel parat. Aber der ist infolge der funktionierenden Klimaanlage sowieso obsolet - die Gäste können die ungewöhnlichen Perspektiven dieser Fahrt genießen. Denn die letzten Personenzüge rollten 1981 zweimal täglich auf der Weststrecke zwischen Ehrang und Konz, heute rattern dort nur noch Güterzüge. Wann diese Bahnstrecke vom Personenverkehr genutzt wird, ist weite Zukunftsmusik. "Zugfahren macht Spaß"

Vorbei an den Stellen, wo einst die Bahnhöfe von Biewer und Pallien standen (stillgelegt Anfang bis Mitte der 60er Jahre), geht es weiter Richtung Zewen. Triebfahrzeugführer Sascha Wagner erläutert einigen Pfalzeler Kindern, die begeistert die Rundfahrt mitmachen, den Führungsstand. Den Beruf eines Lokführers könne er sich auch einmal vorstellen, meint der siebenjährige Michael Schenk, der sich von den vielen Schaltern und Knöpfen beeindruckt zeigt. Dass er gleich darauf über eine Bahnstrecke fahren wird, die anno 1860 angelegt wurde, ist sicher eher für die erwachsenen Besucher interessant. Schließlich führten die Stichgleise zwischen der Bahnverbindung Luxemburg und dem Saarland zu dem Westbahnhof, dem ehemaligen "Saarbrücker Bahnhof", erläutert Raimund Scholzen vom Tiefbauamt, der mit Vertretern des VRT, der Stadt und des Zweckverbandes Schienen-Personen-Nahverkehr Nord an der Eröffnungsfahrt teilnimmt. Sascha Wagner gibt Gas, und für kurze Zeit saust der ET 425 mit 110 Sachen zurück zum Hauptbahnhof, um gleich darauf von den nächsten Gästen in Beschlag genommen zu werden. "Zugfahren macht Spaß", kommentiert ein Junge, um sich gleich darauf bei den Spielständen zu amüsieren.

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