Mit Fanatismus zum Erfolg

TRIER. Das Theater im "Chat Noir" auf dem Petrisberg eröffnet heute mit der Premiere der Komödie "Honigmond" von Gabriel Barylli. Die Regie dieser ersten Produktion führt die renommierte Theaterregisseurin Helga Wolf, die schon die deutsche Uraufführung des Stücks an der Tribüne Berlin inszeniert hat.

Sie wurde von der Fachzeitschrift "musicals" zur besten Musical-Regisseurin im deutschsprachigen Raum gewählt. Ihr künstlerischer Werdegang führte sie als Choreografin und Regisseurin an über zwanzig Bühnen im In- und Ausland und in die mittlerweile 48. Spielzeit. Gerade hat sie die Arbeit an Jesus Christ Superstar, Camelot und Les Misérables in Lüneburg abgeschlossen. Und nun hat Helga Wolf im kleinen neuen Theater im "Chat Noir" "Honigmond" inszeniert. Zum zweiten Mal, denn sie führte auch bei der deutschen Erstaufführung an der Tribüne Berlin Regie. Nicht ganz zufällig macht die renommierte Theaterfrau in Trier Station. Leiter der neuen Bühne auf dem Petrisberg ist ihr Sohn Raimund Rosendorff. Ihm steht sie gerne zur Seite, denn: "Ich finde es eine Superidee, hier einen Kulturtreff für verschiedene Gewerke einzurichten". Darüber hinaus gibt sie auf diese Weise eigene Erfahrungen weiter: "Meine Mutter hat uns auch immer gefördert und unterstützt. So wurde mein Bruder jüngster Jugendbuchautor in Österreich."Erfolgreiche Solo-Tänzerin in New York

Und sie selbst zunächst erfolgreiche Solo-Tänzerin in New York und London, denn die Mutter hatte der in Wien geborenen Tochter eine klassische Ballettausbildung angedeihen lassen. Dazu sei in New York dann Jazz- und Stepptanz gekommen, berichtet Helga Wolf. Später sei sie Choreografin geworden und habe mit berühmten Regisseuren zusammengearbeitet, bis sie nach Regielehrgängen in New York von 1979 bis 1984 als Ballettdirektorin am Theater des Westens in Berlin verpflichtet worden sei. Seither habe sie als Freischaffende "das gesamte Programm der großen Häuser abgeklappert". Unter zahlreichen anderen finden sich die Namen der Staatstheater in München und Wiesbaden, die Opernhäuser in Halle und Hannover, das Wiener Burgtheater oder das Hamburger Thalia Theater auf der Liste ihrer Wirkungsstätten, dazu Festspielbühnen wie Bad Hersfeld oder Tecklenburg. Sie übernahm eine Gastprofessur an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien und entwarf Showchoreografien für Fernsehproduktionen mit Harald Juhnke, Judy Winter oder Horst Buchholz. Über ihre Karriere erzählt Helga Wolf ohne jede Eitelkeit: "Ich stapele bewusst tief, denn was ich erreicht habe, liegt nicht nur an meiner Leistung, sondern auch am Glück. Ich war einfach immer zur rechten Zeit am rechten Ort." Sie habe Chancen gehabt, die vielen anderen Talentierten versagt blieben. Zum Erfolg gehörten vielleicht 20 Prozent Talent, 80 Prozent Fleiß, vor allem aber Belastbarkeit. "Man muss seinen Beruf fanatisch lieben, sonst steht man die Qualen nicht durch." Viel Kraft habe sie aus ihren Kindern geschöpft. Ein Sohn wurde Innenarchitekt, der andere trat in ihre Fußstapfen und steht nun an ihrer Seite am Regiepult. Ganz entspannt, wie Helga Wolf selbst, die sich freut, "nach den großen Brocken mal was feines Kleines mit viel Humor" machen zu können.

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